Dienstag, 23. Dezember 2014

Die berühmte Roland SR-JV-80 Serie


Ich möchte an dieser Stelle in wenig über die Roland SR-JV80-Serie sprechen. Die Roland JV-Serie ist inzwischen fast legendär, und auch mein Equipment beinhaltet diese Erweiterungsplatinen. Aber fangen wir mal von vorne an: 

Anfang der 90 Jahre erschien der langersehnte Nachfolger der Roland U-Serie (Rack-Expander waren U-110 und U-220, die Keyboards hießen Roland U-10 und U-20). Es waren ROMpler, also im Prinzip Synthesizer die mit Samples nahezu realistische Sounds erzeugen konnten (3). Die Roland JV-Serie setze konsequent das Konzept der Roland U-Serie weiter fort und verbesserte die Klangsynthese um viele Faktoren. Es gab mehrere Hüllkurven (WG-ENV, TVF-ENV, TVA-ENV), einen schönen Filter, Chorus, Reverb und eine Art FM namens FXM.
Das Beste an den Konzept der Roland JV-Linie war aber die Erweiterbarkeit. Zusätzlich zu den bekannten Soundkarten konnte man ohne großen Aufwand Erweiterungskarten in die JV-Synthesizer einbauen. Laut Amazona.de sind es ganze 8 MB an Sample-Klängen, die eine solche Platine enthält. Das muss man sich zu der damaligen Zeit in den frühen 90er Jahren einmal vorstellen. Ein Sampler war damals noch richtig teuer, aber wer einen JV-Synthesizer besaß, konnte für ein paar hundert Mark eine solche Platine mit tollen Samples kaufen und in die Synthesizer einbauen. Das Geheimnis ist natürlich nicht nur das schnöde Abfeuern der Klänge, sondern das geschickte Modifizieren der Patches durch die JV/XV-Synthese.

Es gab den Roland JV-880 als ersten Nachfolger des Roland U-220, welcher ein Expansionsboard aufnehmen konnte (3). Der weitaus berühmtere Nachfolger Roland JV-1080 konnte ganze vier solcher Wave Boards schlucken. Die abgespeckte Variante JV-1010 konnte wie der JV-880 ein Board aufnehmen, hatte aber dafür schon das SR-JV80-09 Board „Session“ eingebaut. Auf dem JV-1080 folgte der JV-2080, welcher 8 (!!) Erweiterungsboards aufnehmen konnte. Somit hatte man die Möglichkeit zu den sowiso schon zur Verfügung stehenden Patches, viele weitere Sounds von den Wave Boards zu integrieren. Die SR-JV80-Karten sind auch heute noch bei Ebay um die 80-100 € teuer, was zeigt, dass die Karten immer noch äußerst begehrt sind. Auf Ebay gab es schon Auktionen wo ein normaler JV-1080 für 120 € wegging, mit vier Erweiterungskarten aber um die 300 € erreicht hat. Beim JV-2080 ist natürlich teurer, als beim JV-10X0.
Das Tolle an den Erweiterungsboards ist die Qualität, die manche Samples haben. Allerdings muss man auch hier aufpassen, dass man die richtigen Karten erwischt. Insgesamt gab es glaube ich über 18 solcher Karten. Die Wesentlichen sind die hier (2):

· Roland SR-JV80-01 (Pop)
· Roland SR-JV80-02 (Orchestral I)
· Roland SR-JV80-03 (Piano)
· Roland SR-JV80-04 (Vintage Synth)
· Roland SR-JV80-05 (World)
· Roland SR-JV80-06 (Dance)
· Roland SR-JV80-07 (Super Sound Set)
· Roland SR-JV80-08 (60’s and 70’s Keyboards)
· Roland SR-JV80-09 (Session)
· Roland SR-JV80-10 (Bass and Drums)
· Roland SR-JV80-11 (Techno)
· Roland SR-JV80-12 (Hip-Hop)
· Roland SR-JV80-13 (Vocal)
· Roland SR-JV80-14 (Asia)
· Roland SR-JV80-15 (Special FX)
· Roland SR-JV80-16 (Orchestral II)
· Roland SR-JV80-98 (Experience II)
· Roland SR-JV80-99 (Experience I)

Die allererste Karte „Pop“ ist von der Qualität noch recht bescheiden, aber die zweite Karte Roland SR-JV80-02 (Orchestral I) – welche u.a. in meinem Roland JV-Equipment ist – hat eine unglaubliche Qualität. Als Klassik beeinflusster Mensch mit einer Neigung zu orchestralen Klängen war diese Karte quasi ein Muss. Es gibt da so viele schöne String-Sounds, die zum Dahinschmelzen sind. Weiterhin gibt es viele Brass-Sounds die man von einem Orchester kennt, Chöre, Glockenspiele usw. Ich finde es toll, dass man die Sounds einfach ohne große Probleme abspielen kann, und nicht erst wie beim Sampler erst laden muss. Die SR-JV80-Sounds sind sofort verfügbar. Mein Traum war es schon immer: Das Orchester aus einem Sampler. Dank der „Orchestral-Karte“ wurde es immerhin zu einem Orchester aus einem ROMpler. Ich behaupte einfach mal, dass die Sounds immer noch recht hübsch sind. Selbstverständlich klingen die Sounds typisch nach Roland in den 90ern, aber ich mag diese Sounds irgendwie (1, 2).


Bild: Die Roland SR-JV80-02 Erweiterungskarte Orchestral und mein Roland JV-80 Keyboard


Ein weiteres Erweiterungsboard, welches ich noch vorstellen möchte (und ebenfalls besitze), ist das Roland SR-JV80-09 Board „Session“. Es gibt nicht viele Sounds auf der Karte, aber dafür sind sie in meinen Augen qualitativ hochwertig. Das enthält noch mehr schöne String-Sounds, warme Chöre, schöne Piano-Sounds und sogar eine Mellotron-Flöte ist dabei. Vielleicht sollte man von dem Piano-Sound nicht superduper erstklassiges erwarten, so ein Piano-Sound ist sicher nicht das Nonplusultra im Vergleich zu einem „Steinberg The Grand“, aber für meine Zwecke ist der Klang des Pianos beeindruckend und voll ausreichend. Eine schöne Qualität, wie man sie von Roland gewöhnt ist.
Die Roland SR-JV80-Serie hat dann zum Ende der 90 Jahre eine Nachfolger-Serie bekomme, namens Roland SRX, die man glaub ich immer noch in den Fantoms einbauen kann. Allerdings find ich die Auswahl der Karten nicht ganz so toll, wie die der Roland SR-JV80-Serie. Die SR-JV80-Karten haben immer noch einen gewissen Stellenwert und überraschen durchaus auch heute noch mit ihren teils qualitativ hochwertigen Sounds. Ich bin froh, dass ich meine Erweiterungskarten vor langer Zeit recht günstig bei Ebay bekommen habe. Inzwischen sind die Preise wieder deutlich nach oben gewandert. Besonders das „Orchestral-Board“ ist wieder sündhaft teuer geworden. Wenn ich das bei Ebay verkaufen würde, könnt ich mir davon wohl für das Geld noch einen weiteren Roland JV-1080 kaufen. Verrückte Welt…

Hat einer von Euch sonst noch Erfahrungen mit den Wave Expansionsboards von Roland? Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungsberichte. Nur Mut!

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Quellen: 
u.a. Roland-Handbücher (JV-80/880; JV-1080; JV-2080) (1), eigene Erfahrung (^^),
Testberichte auf Amazona.de zur Roland SR-JV80-Serie (siehe hier:Test: Roland Soundboards für JV und XP Synthesizer - AMAZONA.de) (2) und Testbericht zu den Roland JV/XP/XV-Synthesizern (3) (siehe hier: Green Box: Roland JV-880, JV-1080, JV-2080, XV-3080, XV-5080 - AMAZONA.de)

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Pink Floyd: Atom Heart Mother - Erste Eindrücke

„Atom Heart Mother“ ist auf den ersten Blick kein einfaches Album, den besonders die gleichnamige Suite ist für den ungeübten Hörer eine ernst zu nehmende Herausforderung. Der geneigte Hörer und Kenner der Musik hat an der Suite durchaus seine Freude. Als neulich mal wieder das Album in der heimischen Anlage eingeworfen wurde, musste ich doch bei einigen Passagen Schmunzeln. 


Pink Floyd machen es eben anders. Zu der Zeit haben andere Bands Rock und Klassik mit Orchester und Chor auf bombastische Art und Weise kombiniert. Und was machen Pink Floyd? Sie machen daraus einen „Amazing Pudding“. Das Musikstück ist grantiert nicht dazu da, öfters gehört zu werden, aber in wohldosierten Zügen kann man sich „Atom Heart Mother“ durchaus anhören. Besonders die Passagen mit dem Chor machen Spaß: „Sicopa, mi, tucafi, sasasasasa, fsss, rrroti, rapatika, uopocha, rapatika, uopocha, nossa nossa...“ oder so ähnlich…
Das zweite Musikstück „If“ ist eher so was wie der Prototyp einer Waters-Ballade. Sozusagen die Langversion von „Pigs on the Wing“. Letzteres ist auch viel besser, weil nicht so lang, daher ist „If“ irgendwie langweilig. Ich mag den Song nicht wirklich.
„Summer `68“ ist für mich das zweite Highlight des Albums. Es ist ein nettes, kurzweiliges Stück von und mit Richard Wright, der das Stück sogar singt. Ich mag sein Pianospiel sehr, und einige Passagen in „Summer `68“ erinnern mich an „Sysyphus“ vom vorhergehenden Album. Bei „Fat Old Sun“ musste ich erst eine Köpfhörer-Session starten, um die Glocken am Anfang zu hören, und siehe da – das Geheimnis um „High Hopes“ ist gelöst. Der Song an sich ist eher oberes Mittelmaß, aber sicher nicht schlecht. Das abschließende „Alan's Psychedelic Breakfast: Rise and Shine/Sunny Side Up/Morning Glory“ erinnert noch an die avantgardistischen Zeiten, wie sie auf „Ummagumma“ zu finden sind. Lauter Klangcollagen eines leckeren englischen Frühstücks mit Tee und Spiegelei machen einem irgendwie Appetit aufs Essen – insgesamt ein witziger Beitrag, der hauptsächlich von Nick Mason stammen soll.
Was bleibt ist ein geniales, teilweise auch verstörendes [die Suite betreffend], aber vor allem beeindruckendes Album, mit einem interessanten Longtrack. Dass es aber noch besser geht, zeigt der grandiose Unterwasser-Klassiker „Echoes“ vom darauffolgenden Album „Meddle“. Das Album müsste auch mal gekauft und abgearbeitet werden, aber viele meinten, dass abgesehen von „Echoes“ und „One of These Days“ der Rest eher unauffällig sei.

Bewertung für „Atom Heart Mother“: 12 von 15 Punkte.

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Tony Banks: Soundtracks - Rezension

(Die folgende Rezension wurde von mir für den Deutschen Genesis Fanclub 'it' verfasst (die originale Version ist hier zu finden: http://www.genesis-fanclub.de/c-Tony-Banks-Soundtracks-CD-Rezension-s403.html). Alle Grafiken sowie Verlinkungen sind von Christian Gerhardts @GenesisFanclub, der Text ist von mir)

Soundtracks ist mehr eine Ansammlung der Filmmusiken zu Lorca and the Outlaws a.k.a. Starship und Quicksilver als ein richtiges Soloalbum, wie es beispielsweise The Fugitive war. Es ist ein Sampler. Natürlich findet sich neben der instrumentalen Filmmusik auch das eine oder andere gesungene Lied auf dem Album, doch in erster Linie ging es darum, beide Soundtracks auf ein Album zu packen.
Nachdem 1983 Tonys zweites Soloalbum The Fugitive, sowie das selbstbetitelte Genesis-Album erschien, arbeitete Banks an einigen weiteren Filmmusiken. Sein erster Abstecher ins Filmmusikgeschäft war bereits 1978 mit dem Film The Shout (Der Todesschrei), bei welchem Banks zusammen mit seinem Bandkollegen Mike Rutherford die Filmmusik komponierte. 1983 schrieb er dann die Filmmusik zu The Wicked Lady
LorcaSein erster Auftrag nach 1983 war die Arbeit an der Filmmusik für 2010 - Das Jahr in dem wir Kontakt aufnehmen. Leider wurden all seine Vorschläge abgelehnt, so dass der Auftrag an David Shire ging. Gut zu wissen ist auch die Tatsache, dass Banks Anwärter für die Filmmusik zu Terminator, mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle, war.
1984 schrieb er dann den Soundtrack für eine Low-Budget-Science-Fiction-Produktion mit dem Titel Starship/Lorca and the Outlaws (auf Deutsch hieß der Film Redwing – Flucht vor den schwarzen Droiden). Der Film hatte jedoch ein derart kleines Budget, dass Tony einwilligte, gratis zu arbeiten. Leider blieb der Erfolg aus, auch deshalb, weil die Handlung als eher dürftig gewertet wurde. Weiterhin schrieb er 1985 den Soundtrack zum Film Quicksilver – einen Film über die Beziehung zwischen großen Unternehmen und der Unterwelt – mit Kevin Bacon in der Hauptrolle. Auch dieser Film war nicht sehr erfolgreich und wurde seinerzeit stark kritisiert. Bacon sagte dazu später: „Es war der absolute Tiefpunkt meiner Karriere“. Unglücklicherweise waren beide Filme, an denen Tony Banks den Soundtrack schrieb, erfolglos. Am Original Motion Picture Soundtrack von Quicksilver waren neben Tony Banks auch weitere Größen wie The Who-Gründer Roger Daltrey und Peter Frampton beteiligt. Den offiziellen Soundtrack gab es 1986 als LP zu kaufen. Die Filmmusik zu Starship/Lorca and the Outlaws gab es seinerzeit sogar schon 1985 auf einer 7"-E.P. und 12"- Maxi. Beide Filmmusiken landeten dann auf seinem nächsten Album. Soundtracks – welches 1986 erschien – wurde von Tony Banks selbst, unter Mithilfe von Andy Jackson (Shortcut to Somewhere) und von Chas Watkins (You Call This Victory und Lion of Symmetry) produziert.

Trotz all der negativen Kritik im Vorfeld möchte ich dieses Album dennoch etwas genauer (musikalisch) untersuchen. Die Songs 1-3 entstammen vom Film Quicksilver, die restlichen Tracks gehören zum Film Starship.

1. Shortcut To Somewhere (3:38)
Mitte der 80er Jahre begann auch die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Sänger der Neo-ProgRock Band Marillion, Fish aka Derek William Dick. Zusammen schrieben sie die Hitsingle Shortcut to Somewhere.
Tony über den Entstehungsprozess: „Als wir den Song Shortcut to Somewhere schrieben, trank er eine ganze Kiste John-Smith’s Bier. Riesenspaß, netter Kerl.“
Basierend auf dem Hauptmotiv der Quicksiver-Suite lieferten beide einen eher sperrigen als flüssigen Popsong. Die Brass-Sounds erinnern ein wenig an Banks berühmten Bandkollegen, im Gegensatz zu diesem verwendet Tony aber gesampelte Sounds.
Prägend für diesen Song ist auch der typische Fish-Sprechgesang, welcher auch nur bei Fish richtig wirkt. Gut zu hören kann man das auch auf Aufnahmen des Atlantic Record's 40th Anniversary-Konzertes, bei dem sich Phil Collins sichtbar durch den Song quält.
Insgesamt ist dieses Lied eher mittelklassig, denn Banks hat durchaus bessere Popsongs geschrieben. Zu Shortcut to Somewhere existieren auch zwei lustige Musikvideos, wovon eine Fassung auf der DVD Kettle Of Fish zu finden ist.

2. Smilin' Jack Casey (3:14)
Nach einem kurzen Ausflug in die Welt der Popmusik, folgt nun ein rein instrumentales Stück. Jack Casey ist die zentrale Rolle im Film Quicksilver, welche von Kim Bacon gespielt wurde. Er ist Börsenhändler. Als es nach einem schlechten Tag am Markt nicht so gut für ihn lief, traf er eine riskante Entscheidung, die fehlschlug. Darufhin verlor er seine gesamten beruflichen und familiären Einsparungen. Im Film werden diese Szenen durch dieses instrumentelle Stück Smilin' Jack Casey dargestellt.
Es ist deutlich im Sound der 1980er Jahre verwurzelt. Dies kann man auch anhand der synthetischen Gitarrensounds, welche Banks später auch auf Bankstatement verwendet, heraushören. Zum Schluss gibt es ein feines Keyboard-Solo, bevor der Song endet.
Das Musikstück korrespondiert jedenfalls gut mit den dargestellten Szenen im Film und wirkt als solches nicht störend, sondern eher ein wenig unauffällig.

3. Quicksilver Suite: Rebirth/Gypsy/Final Chase (9:22)
QuicksilverDie Quicksilver Suite besteht aus drei Teilen:
1.    Rebirth 3:00
2.    Gypsy 3:43
3.    Final Chase 2:49

Es beginnt mit Rebirth, das zugleich das Hauptthema der Quicksilver-Suite. Es ist so etwas wie die Instrumentalfassung von Shortcut to Somewhere. Der Anfang erinnert ein wenig an den Übergang von In the Glow of the Night zu The Last Domino. Es überwiegen natürlich, wie schon bei Shortcut to Somewhere, die synthetischen Bläsersounds, allerdings wirkt dieser Teil ohne Gesang etwas nackt.
Nachdem unser Hautdarsteller Jack Casey all sein Geld und das Geld seiner Familie verloren hat quittiert er seinen Job und fängt als Fahrradkurierer bei der Firma Kurtzweill's Quicksilver Express neu an. Seine anfängliche Niedergeschlagenheit, Desillusionierung und das Entdecken eines Fahrrades in einem Secondhand-Shop werden durch Rebirth unterlegt.
Der zweite Teil The Gypsy ist von dunklen und gefährlich anmutenden, Keyboardsounds geprägt, die um einem rumwabern. Gypsy ist sozusagen der Antagonist des Films, und immer bei seinem Erscheinen wird ein Auszug dieser Melodie eingeblendet.
Im letzten Teil der Suite Final Chase wird das Thema der Quicksilver-Suite in einer leicht veränderten Version wieder aufgegriffen. Wie der Name sagt, unterlegt dieses Musikstück die Finalszene. Zum Ende hin steigert sich die Musik auf ihren Höhepunkt und korrespendiert vortrefflich mit den gezeigten Szenen im Film: Der Jagt zwischen Gypsy und Jack, bei der Gypsy letztendlich stirbt.
Man muss die Filmmusik immer mit den im Film gezeigten Szenen bewerten. Obwohl die Musik sicher nicht herausragend ist, so muss aber dennoch sagen, dass eine Momente im Film ganz passend durch die oben genannten Instrumentals unterlegt wurden. Die Quicksilver Suite und Smilin' Jack Casey sind einmalig und Musikstücke wie sie nur in den 1980er Jahren entstehen können.

4. You Call This Victory

You Call This Victory entstand zusammen mit Jim Diamond, welcher diesen Song auch singt. Es ist ein eher belangloses Pop-Lied. Wie für Banks typisch wird man von Keyboard-Sounds wieder überhäuft, Gitarren sind wie immer unterpräsentiert und selbst die Rhythmusgruppe ist eher langweilig
Auf Dauer ist der Song zu harmlos, es passiert einfach nichts Besonderes, der Gesang fängt nach einer Weile an zu stören, und das Lied als solches ist viel zu sperrig um als Popsong zu funktionieren. Wenn man diesen Song nicht kennt, hat man nicht wirklich etwas verpasst.
Das Tony Banks weitaus bessere Popsongs hinbekommen hat, zeigen Lieder wie Throwback (zu finden auf Bankstatement) oder Red Day on Blue Street (Still). You Call This Victory bleibt aber leider nur auf niedrigem Niveau und schafft es nicht, den Hörer in irgendeiner Art und Weise zu beeindrucken.

5. Lion Of Symmetry (7:22)
Dieses Mal handelt es sich um eine Zusammenarbeit mit Toyah Wilcox, der Frau von King Crimson-Gründer Robert Fripp. Der Text wurde von Toyah geschrieben, Banks schieb dazu die Musik. Lion Of Symmetry ist einer der interessanteren Songs auf dem Album. Es ähnelt mehr dem Pop-Prog den Genesis auf Invisible Touch in Songs wie Domino oder der B-Seite Feeding the Fire zelebrierten. Im Gegensatz zum großen Rest des Albums gibt es hier mehr Abwechslung und es macht einfach Spaß sich von der düsteren Atmosphäre gefangen nehmen zu lassen.
Tony sagte dazu: „Darauf [gemeint ist das Album] sollte auch ein Song mit Toyah Wilcox erscheinen, der Lion of Symmetry hieß. Toyah hatte eine großartige Stimme, sang aber immer einfachere Sachen, also stellte ich ihr eine Herausforderung […] Ich finde diesen Song sehr bewegend.“
Natürlich überwiegen auch hier wieder die Synthesizer, aber im Gegensatz von z.B. Shortcut to Somewhere passen die Synthie-Sounds hier ausgezeichnet und stören keineswegs. Text und Musik sind düster, wenn nicht sogar bedrohlich, und von wuchtigen Bass-Sounds geprägt. Zum Schluss blüht der Song richtig auf und Toyah liefert mit ihrer ausdrucksstarken Stimme dem Song das gewisse etwas. Für mich ist Lion Of Symmetry einer der besten Songs des Albums.

6. Redwing Suite (16:10)
Die Redwing Suite ist dann die eigentliche Filmmusik zu Staship/Redwing – Flucht vor den schwarzen Droiden und besteht aus 5 Teilen: 
1.    Redwing 5:44
2.    Lorca 3:55
3.    Kid and Detective Droid 2:11
4.    Lift Off 3:10
5.    Death Of Abby 1:42
Um den Film kurz zu beschreiben: Die Handlung spielt im Jahr 2084 auf dem Minenplaneten Odessa. Die Dort arbeitenden Menschen sollen nach Vorstellungen des Diktators Jowitt durch Roboter ersetzt werden. Lorca und Kid, einem Androiden, stellen sich dem Diktator entgegen. In verschiedenen Auseinandersetzungen, teils ziemlich brutal, kommt es zum entscheidenden Machtkampf zwischen Jowitt und Lorca. Aber nun zur eigentlichen Filmmusik: 
Es beginnt mit Redwing eher verhalten mit einigen Keyboardsongs, die an etwas Mama und den Übergang von Home by the Sea zu Second Home by the Sea erinnern. Allerdings bleibt es bei diesen dudeligen Sounds. Man kann anhand Redwing durchaus Tonys Verliebe für klassische/orchestrale Werke erkennen, es läuft sogar auf einen kleinen Höhepunkt hinaus, nur geht dies im Soundbrei der Keyboards unter. Eine Umsetzung durch ein Orchester würde bestimmt spannend sein und hätte sich damals sicher besser angehört.
Was zuerst ganz nett klingt, ist beim zweiten Mal zu uninteressant und harmlos. Es folgt nach fünfeinhalb Minuten nun der nächte Teil der Suite: Lorca. Benannt wurde das Stück nach dem Hauptcharakter im Film: Dem jungen Lorca.
Tony Banks Soundtracks CoverKennern dürfte es sicherlich bekannt vorkommen. Auf Bankstament wurde aus Lorca schließlich der Song Queen of Darkness. Hier handelt es sich um einen rein instrumentalen Song, der ziemlich plastikmäßig klingt. Man könnte Lorca auch als Rohfassung für Queen of Darkness bezeichnen und richtig funktionieren tut der Song dann auch in einer viel wuchtigeren Fassung auf Bankstament. Obwohl Lorca selbst nicht sehr überzeugend rüberkommt, ist es wohl das Spannendste was die Filmmusik zu Starship zu bieten hat. Der anschließende Teil nennt sich Kid and Detective Droid, indem das Redwing-Motiv wieder aufgegriffen wird.
Lift Off ist geprägt schaurige Synth-Sounds, gekoppelt mit ein paar Orgelsounds. Auf Dauer wirkt dies zu langweilig und das stetige Wiederholen der gleichen Melodie geht einem zum Schluss auf die Nerven. Anschließend folgt der letzte Teil der Suite: Death of Abby – und hier wird es noch ein wenig dramatisch. Untersetzt wird dies von einigen tragischen Streichersounds und Orgelsounds.
Die Redwing Suite bietet durchaus einige interessante Momente und ich hätte durchaus Interesse, mir diese Suite, mit einer neuen Instrumentierung durch ein ordentliches Orchester, anzuhören. Redwing beginnt richtig interessant und steigert sich auf einem kleinen Höhepunkt. Leider sind aber andere Teile der Suite eher belanglos, sogar langweilig, sodass man sich teilweise zum ‚Skippen‘ genötigt fühlt. 

FAZIT

Das Fazit fällt gemischt aus. Es gibt neben einem guten Song, doch zu viele belanglose bis gar schlechte Musikstücke. Das Highlight ist zweifelsohne Lion of Symmetry, doch leider findet man auf dem Album keine vergleichsweisen guten Songs.
Shortcut to Somewhere ist trotz der genannten Mängel nicht schlecht, allerdings aufgrund seiner sperrigen Struktur nicht sehr radiotauglich. Die Filmmusik zu Quicksilver tut nicht weh, passt durchaus zu den gezeigten Szenen, ist aber vielleicht etwas belanglos. Die „Redwing-Suite“ lässt an einigen Stellen Tonys Vorliebe für klassische Musik erahnen, bleibt aber aufgrund der einseitigen Instrumentierung auf einem Level. Manche Sachen sind auch schlichtweg ungenügend, dies trifft vor allem auf You Call This Victory und auch manchen Abschnitten der Redwing-Suite zu.
Lieder wie Shortcut to Somewhere oder You Call This Victory sind geprägt von einer immer wiederkehrenden Struktur und fehlender Dynamik. Es mangelt einfach an Abwechslung, Dramatik, interessanten Wendungen und Melodien. Die Sounds sind natürlich geprägt von den 80er Jahren, aber dafür sind diese teilweise erdrückend und plastikmäßig. Selbst die Drumsounds sind viel zu langweilig. Auch die Single-Auskopplungen waren nicht erfolgreich. Es ist wie immer das alte Problem, dass bei The Fugitve und später auch bei den Alben Bankstament bis Stricty Inc. wiederkehrend auftrat: Tonys Versuche einprägende Popsong zu kreieren scheitern, da diese viel zu langweilig und sperrig sind. Lediglich das mit Toyah Wilcox geschriebene Lied Lion of Symmetry geht in die Richtung des Prog-Rocks bzw. des „PopProgs“ wie er auf Invisible Touch zu finden ist. Gerne hätte man sich statt You Call This Victory den einen oder anderen spannenderen Titel gewünscht. Das beide Filme dazu nicht sehr erfolgreich waren, gibt der Sache noch einen bitteren Beigeschmack. Schade!

Quellen:

(1)    Tony Banks – official website:, abgerufen am 11.07.2014.
(2)    Tony Banks, Phil Collins, Peter Gabriel, Steve Hackett, Mike Rutherford: Genesis. Chapter and Verse (Weidenfeld and Nicholson), 2007, Seite 269
(3)    Discogs.com: Tony Banks: Soundtracks., abgerufen am 11.07.2014.
(4)    Deutscher Genesis Fanclub it: Track of the Week: Shortcut to Somewhere., abgerufen am 11.07.2014.
(5)    Deutscher Genesis Fanclub it: Song der Woche: You Call This Victory., abgerufen am 11.07.2014.
(6)    Deutscher Genesis Fanclub it: Tony Banks, Biografie. , abgerufen am 23.07.2014
(7)    Wikipedia, the free Encyclopedia: Tony Banks., abgerufen am 11.07.2014.
(8)    Wikipedia, die freie Enzyklopädie: Redwing – Flucht vor den schwarzen Droiden., abgerufen am 24.08.2014
(9)    Internet Movie Database: Redwing - Flucht vor dem schwarzen Droiden., abgerufen am 24.08.2014.
(10)    Discogs.com: Tony Banks / Jim Diamond / Toyah ‎– Perform Songs From Lorca And The Outlaws., abgerufen am 24.08.2014.
(11)    Discogs.com: Quicksilver Original Motion Picture Soundtrack., zuletzt abgerufen am 15.10.2014.
(12)    FORUM des Deutschen Genesis Fanclubs it: Tony Banks - Soundtracks - Eure Meinungen?, zuletzt abgerufen am 15.10.2014

Sonntag, 4. Mai 2014

Pink Floyd: The Division Bell - Erste Eindrücke

Gut Leute, ich hab nun endlich auch die „The Division Bell“ gekauft. Von der „A Foot in a Door“ kannte ich ja nur „High Hopes“, welches sich neben „Comfortably Numb“ zu meinen Pink Floyd Lieblingsliedern gemausert hat. Erster Eindruck: sehr schön! Es gibt viele vertraute Elemente, aber es wird trotzdem nie langweilig. Ausführlich kann ich darber noch nicht berichten. Ich muss es mir noch ein paar Mal anhören.

Das Intro „Cluster One“ erinnert wirklich etwas an „Shine on…“. Auch das Stück „Marooned“ (obwohl unterm Strich seh schön!) ähnelt „Us and Them“ sehr. Richard Wright hat sich anscheinend selbst kopiert. Außerdem sind wieder die üblichen Background-Gesänge vorhanden, wie es sie schon auf „Dark Side of the Moon“ oder „Wish you were here“ gab – damit muss man sich eben anfreunden. Auf der P.U.L.S.E.-DVD gibt es ja auch Background-Sängerinnen. David Gilmour klingt stimmlich wie immer gut und seine Gitarrenarbeit ist perfekt. Nick Mason ist auch nicht gerade unterpräsentiert. Richard Wright singt das schöne „Wearing The Inside Out“ und ist sowieso auf diesem Album wunderbar vertreten.
Es ist wahr, „Division Bell“ ist im Gegensatz zu den Alben aus den 70ern viel ruhiger, weniger aggressive, aber es hat durchaus seine Momente. „High Hopes“ ist einfach genial – eins der besten Sachen die sie ohne Roger Waters hinbekommen haben. Der Mittelteilklingt sehr nach „Welcome to the Machine“ und zum Ende gibt es wieder ein tolles Gitarrensolo. Das zweit-beste Stück ist für mich das wunderbare „Marooned“. Ebenso die Eröffnung der Platte, bestehend aus „Cluster One“ und „What Do You Want From Me“ (erinnert mich an „Have a Cigar“) ist sehr schön und atmosphärisch. Selbstverständlich gibt es auch Songs, die mir nicht so zusagen: das sind hauptsächlich „Take It Back“ und „Coming Back To Life“. Letzteres hat aber zum Schluss ein schönes Gitarrensolo.

Zusammenfassend mein erster Eindruck:
„The Division Bell“ ist ein interessantes Album, dessen Kauf sich definitiv gelohnt hat – schon alleine wegen „High Hopes“ und „Marooned“. Das Album muss sicher noch ein paar Mal durchgehört werden, damit es sich entfalten kann, aber das was ich gehört habe gefällt mir.

Donnerstag, 2. Januar 2014

Instrumente-Vorstellung: Roland JV-80 Synthesizer

Von allen Tasteninstrumenten die ich besitze und besaß ist doch der Roland JV-80 Synthesizer derjenige, welchen ich am meißten ins Herz geschlossen habe. Ich mag die alten Roland Synthies der 80er/ Anfang 90er ja sehr. Sehr schöne warme Streicher und Flächensounds. Herrlich! Ein absoluter Traum wäre ein Roland JX-8P gewesen, ein schöner Analoger mit DCOs. Leider verdient man als Student nicht viel, sonst hätte ich schon einen schönen Analogen. Der JV-80 ist dagegen ein Digitalsynthesizer, der kleine Bruder des Roland JD-800. Dafür aber mit einer Art FM namens FXM. Und Roland-Chorus, mehrere Hüllkurven (WG-ENV, TVF-ENV, TVA-ENV) und ein schöner Filter machen das Instrument zu keinem schlechten Synthie. Der große Vorteil ist auch die Erweiterbarkeit mit Erweiterungsboards, die berühmte Roland SR-JV80 Serie. Ich hab bei mir das „Session“-Board (SR-JV80-09) eingebaut. Das enthält noch mehr schöne String-Sounds, warme Chöre, schöne Piano-Sounds und sogar eine Mellotron-Flöte ist dabei (Strawberry-Fields). Ich möchte den Roland JV-80 nicht missen. Einziger Nachteil, wie bei allen Roland Synthesizern der Spät-80er/ Anfang 90er sind die Kontaktknöpfe die nach einer Weile den Geist aufgeben. Deshalb wird dem JV-80 sobald wieder Geld in der Kasse ist, einer Generalüberholung unterzogen. Jemand Ahnung was sowas ungefähr kostet?

Hier noch ein paar Bilder: #

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