Mittwoch, 6. Mai 2020

Troy Donockley – Messages (2012)

Habt ihr schon mal was von Troy Donockley gehört? Nein?

Troy Donockley ist ein britischer Musiker und Multiinstrumentalist. Seine Hauptinstrumente sind v.a. Uilleann Pipes (irische Sackpfeife/Dudelsack) und Tin Whistles. Daneben spielt er aber auch Bouzouki und andere illustre Instrumente.

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Manche von Euch kennen ihn sicher von der Symphonic-Metal Band Nightwish, bei welcher er ja seit Jahren nun Mitglied ist. Zuvor hat er lange Zeit mit Iona sowie mit einzelnen Musikern von Iona zusammengearbeitet. Auf den ersten Iona-Alben war er noch Gastmusiker. Ab 1995 bis 2009 dann vollwertiges Mitglied und prägte dadurch den Iona-Sound wesentlich.

Troy Donockley arbeitete aber auch mit unzählig weiteren Musikern zusammen, unter anderem mit Barbara Dickson. Daneben veröffentlichte er aber auch selbst zwischen 1998 und 2009 drei Soloalben: „The Unseen Stream“ (1998), „The Pursuit of Illusion“ (2003) und „The Madness of Crowds“ (2009). Leider sind diese Soloalben schwer zu bekommen. Vor Jahren konnte ich mal in „The Unseen Stream“ reingehören, da die Songs auf YouTube verfügbar waren. Mittlerweile sind diese aber dort wieder verschwunden und auch sonst ist es schwer, sich seine Musik irgendwie anzuhören.

Durch einen glücklichen Umstand konnte ich eine Kompilation mit dem Titel „Messages“ erwerben, welche die Jahre 1998-2011 abdeckt. Auf der CD finden sich zehn Songs mit einer Gesamtspieldauer von über 60 Minuten.

Trackliste


Track Album
1 Sights The Unseen Stream
2 For Him Who Will Never Return (neu)
3 Voyager Now The Madness of Crowds
4 Fragment The Pursuit of Illusion
5 Orkahaugr The Madness of Crowds
6 Finlandia The Unseen Stream
7 Dunmail Rising (neu)
8 Pursuit Of Illusion The Pursuit of Illusion
9 Tunnels The Unseen Stream
10 The Procession The Madness of Crowds



Das Album selbst spart aber arg mit Informationen. Es gibt nicht einmal ein Booklet. Das tat Troy aber zum Glück auf seiner Homepage selbst: http://www.troydonockley.co.uk/messages.htm [1]. Wie man sieht, ist ein ganzer Haufen an Musikern vertreten, von denen einige hier durchaus bekannt sein dürften. Neben alten Iona-Kollegen wie Joanne Hogg, Nick Beggs, Terl Bryant, Tim Harries oder Frank van Essen, wirken auch Nightwish-Mastermind Tuomas Holopainen und keine geringere als Barbara Dickson mit!

[3]

Die auf der Kompilation zu findende Musik erstreckt sich von keltischem Folk, über symphonischen Artrock bis hin zu klassischer Musik und gar Musical-Ähnlichem. Unter anderem gibt es ein, von Donockley arrangiertes, Stück des finnischen Komponisten Sibelius. Wie zu erwarten, ist die Musik sehr von den Uilleann Pipes und anderen typisch keltischen Folkinstrumenten geprägt. Generell ist die Musik eher ruhig, mal melancholisch und dann wieder erhaben, oft auch zum Schwelgen einladend. Typische Jigs und Reels gibt es keine. Ich hatte beim Hören immer wieder Bilder von schottischen Landschaften mit rauen Klippen, Schafherden und alten Schlössern vor Augen. Nachfolgend ein paar Eindrücke zu einigen Songs:

„Now, Voyager“ wird vom Gesang der großartigen Barbara Dickson eröffnet, wird immer symphonischer und erinnerte mich mit den Sprecherpassagen teils an ein Hörspiel. „Orkahauger“ ist komplett instrumental gehalten und klingt wie eine vertonte Reise durch Schottland. Vom finnischen Komponisten Jean Sibelius gibt es einen Teil der Symphonie „Finlandia“ – arrangiert für Uilleann Pipes und Streichquartett. Eins der neueren, unveröffentlichten Stücke ist „Dunmail Rising“. Das klingt so, als ob man direkt in Mittelerde gelandet ist – wahlweise in Imladris oder Gondor. Mir gefallen diese Folk-Symphonien wirklich sehr. Ähnliches gilt auch für „Pursuit of Illusion“ - ein weiteres geniales Stück Musik mit einer großartigen Joanne Hogg am Gesang! Als eins der letzten Stücke folgt noch „Tunnels“ von seinem ersten Soloalbum „The Unseen Stream“. Ich wünschte, ich könnte an dieser Stelle Hörbeispiele verlinken (Es ist immer schwer, seine eigene Begeisterung anderen zu erklären...). Leider hab ich nicht viel gefunden. Einen (leider sehr kurzen) Ausschnitt entdeckte ich aber auf YouTube:



Für mich ein weiteres Highlight und persönlicher Favorit dieses Albums. Es zeigt das Können und die Vielseitigkeit Donockleys. „Messages“ ist eine wirklich schöne Kompilation und vor allem für Leute wie mich, die Troy Donockleys Soloalben überhaupt nicht kennen, ein schöner Appetitanreger. Das, was ich bis jetzt kennen lernen dufte, klingt wunderschön.

Für Iona-Fans ist das Album sowieso ein Must-Have. Ich weiß jetzt schon, dass irgendwann seine drei Soloalben in meiner Musiksammlung landen werden.

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[1] Hier gibt es die Anmerkungen von Troy zu der Kompilation: http://www.troydonockley.co.uk/messages.htm
[2] Bild stammt von progarchives.com - https://www.progarchives.com/p…discography_band/5369.jpg und wurde hier ausschließlich aufgrund der Formatierung neu hochgeladen und eingefügt
[3] Albumcover stammt von Troys Homepage und wurde hier ausschließlich aufgrund der Formatierung neu hochgeladen und eingefügt - http://www.troydonockley.co.uk/messages.htm

Sonntag, 3. Mai 2020

Nightwish: HUMAN. :II: NATURE. (2020)

Nightwish sind nach fünf Jahren zurück – ein Muss für alle Symphonic-Metal-Freunde!

Ganze fünf Jahre hat es gedauert bis Nightwish ihr neues 9. Studioalbum „HUMAN. II: NATURE.“ Veröffentlichen. Fünf Jahre – krass, so schnell vergeht die Zeit. „Endless Forms Most Beautifulwar seinerzeit das erste Album mit Sängerin Floor Jansen und war sehr erfolgreich. Ein großartiges Album welches ich erst vor einigen Tagen wieder hörte. Da sind die Erwartungen an das neue Album schon hoch. 

In der Zwischenzeit erschienen viele tolle Alben der Kollegen von Epica, Xandria und nicht zuletzt von der niederländischen Band Delain mit dem fulminanten „Apocalypse & Chill“ (sehr empfehlenswert). Symphonic-Metal ist noch lange nicht totgesagt.
Was ist sonst passiert? Zwischenzeitlich wurde von Troy Donockley, Tuomas Holopainen und Johanna Kurkela nach der Tour zu „Endless Forms Most Beautiful“ das Projekt AURI begonnen und ein erstes gleichnamiges Album aufgenommen und veröffentlicht. Dieses ist jedoch kein symphonischer Metal sondern eher an Iona-Alben erinnernder Folk-Prog. 

Nun geht’s aber wieder in den pompösen Symphonic-Metal den wir und ich so lieben. Nightwish waren nicht nur einer der Pioniere dieses Genres, sondern auch stets Maßstab an welchem sich Bands wie Epica, Delain, Xandria und co. richteten. 
Bereits 2018 meinte Bandkopf Tuomas Holopainen, er hätte 80 % des Albums geschrieben. 2019 erfolgten dann die Studioaufnahmen. Und: Dieses Mal sollte es ein Doppelalbum werden. Oha, sowas setzte die Messlatte bei mir noch höher! Das Album wurde gemeinsam von Tuomas Holopainen, Tero Kinnunen und Mikko Karmila produziert. Die anderen Nightwish-Musiker waren Co-Produzenten sowie für das Arrangement der Kompositionen verantwortlich. Für das Mastering zeichnete sich Mika Jussila aus. 



Wie eh und he zeichnete sich Keyboarder und Mastermind Holopainen für die Kompositionen, Produktion, Konzepte und Texte aus. Das Konzept ist ja bei jedem Nightwish Album ein anderes. Dieses Mal dreht es sich um „Mensch“, „Natur“ und „Technik“, „Kunst“ und „Musik“. Wieder einmal oha: Denn hierzu lässt sich allerhand schreiben und komponieren. Trotzallerdem soll es aber kein Konzeptalbum a la „The Dark Side of the Moon“ (Pink Floyd) oder „The Lamb lies down on Broadway“ (Genesis) sein. Nun gut, lassen wir uns überraschen.

Nightwish sind auf dem Album:

·         Floor Jansen – lead vocals
·         Emppu Vuorinen – guitars
·         Marco Hietala – bass, male vocals, acoustic guitar, backing vocals
·         Tuomas Holopainen – keyboards, piano, production, recording, mixing
·         Troy Donockley – uilleann pipes, tin whistle, low whistle, bouzouki, guitars, male vocals, backing vocals
·         Kai Hahto – drums

Sowohl für Sängerin Floor Jansen als auch für die Musiker Troy Donockley und Kai Hahto ist es das zweite Album als offizielle Mitglieder von Nightwish. War Donockley schon ab 2007 Gastmusiker bei Nightwish, so ist Floor Jansen erst ab 2013 als Nachfolgerin für Anette Olzon hinzugestoßen. Bereits auf Endless Forms Most Beautiful hat sie eindrucksvoll bewiesen, dass sie sich vor einer Tarja oder Anette Olzon nicht verstecken muss (mal davon abgesehen, sind alle drei Sängerin außerordentlich klasse, hier gibt es für mich nichts zu vergleichen oder rumzunörgeln). Hören wir uns nun das neue Album an, stellen wir auch hier fest: Frau Jansen hat eine beeindruckende Stimme und passt perfekt zu der Musik von Nightwish! Besonders hervorzuheben sind hier die Songs „Shoemaker“ und „Tribal“.

Wie schon erwähnt, erscheint das neue Album als Doppelalbum. Die Tracklist sieht wie folgt aus:

Tracklist Disc 1
           
1                    Music
2                    Noise
3                    Shoemaker
4                    Harvest
5                    Pan
6                    How's The Heart?
7                    Procession
8                    Tribal
9                    Endlessness

Tracklist Disc 2

1                    All The Works Of Nature Which Adorn The World - Vista
2                    All The Works Of Nature Which Adorn The World - The Blue
3                    All The Works Of Nature Which Adorn The World - The Green
4                    All The Works Of Nature Which Adorn The World - Moors
5                    All The Works Of Nature Which Adorn The World - Aurorae
6                    All The Works Of Nature Which Adorn The World - Quiet As The Snow
7                    All The Works Of Nature Which Adorn The World - Anthropocene (incl. "Hurrian Hymn To Nikkal")
8                    All The Works Of Nature Which Adorn The World - Ad Astra

Käufer der Earbook-Edition dürfen sich über eine dritte CD mit den Instrumentals freuen sowie über ein großes buchähnliches, gebundenes Booklet.

Das Album wird, wie erwähnt, als Doppelalbum veröffentlicht. Und hier wird klar: Das Album braucht Zeit um zu wirken. Mit einem einfachen Hördurchlauf ist es nicht getan. Es ist im Gesamten sehr komplex, macht aber dennoch ungemein Spaß! Also hier schon mal meine Empfehlung: Nehmt Euch Zeit für das Album und hört es Euch ein paar Mal an (dieser Tage hat man ja wohlmöglich mehr Zeit dafür). Es gibt ungemein viele Details, die es zu entdecken gibt. Die kann man niemals in beim ersten Durchlauf heraushören. Aber hören wir trotzdem mal rein:

Bereits nach dem ersten Track der ersten CD „Music“ wird klar: Es handelt sich hierbei unüberhörbar um Nightwish. Alles was einen guten Nightwish-Song auszeichnet ist hier bereits vorhanden: hartes Nightwish-Riffing, orchestraler Bombast, pomöse Keyboards, Uilleann Pipes (ich liebe sie) und natürlich der kraftvolle Gesang von Floor Jansen. Ein toller Einstieg in das neue Album!
Kraftvoll geht’s auch weiter mit „Noise“. Auch hier sind allerhand epische, symphische Elemente vorhanden, die im Kontrast zum harten Riffing stehen. Auch dieser Track ist sehr gut. Noise“ ist schöner Symphonic-Metal. Ich denke, der Titel hätte auch so auf „Dark Passion Play“ erscheinen können. Floors Gesang erinnert mich sogar etwas an Anette Olzon.
Die ersten beiden Tracks boten uns den typischen, gut gemachten Nightwish-Metal – nun wird’s aber richtig episch. „Shoemaker“ besticht mit einem schönen Duett von Troy und Floor und durch einen langen Orchesterabschnitt. Floors Gesang ist gerade hier sehr, sehr gut, zum Ende fast arienartig. „Shoemaker“ ist mein erster Favorit des Albums, nicht zuletzt aufgrund der epischen, orchestralen Elemente. Sehr gut, Nightwish können es noch immer!
Weiter geht’s mit „Harvest“. Ein sehr hübsches Lied mit Troy Donockley am Gesang. Die anderen beiden sind im Hintergrund während des Refrains zu hören. „Harvest“ macht Spaß, hat einen tollen Refrain, der hängenbleibt und bietet dann einen herrlichen Instrumentalteil. Hier erinnert mich der Song einmal mehr an die alten Folk-Prog-Tracks von Iona. „Harvest“ ist ein weiterer Favorit des neuen Albums. 



Das darauffolgende „Pan“ ist im Gegensatz zum Vorgängertrack wieder der typische symphonische Power-Metal von Nightwish. Eigentlich bietet der Track alles, was Nightwish ausmacht: epischer Refrain, harte Riffs in den Strophen, herrliche Piano-Kaskaden und der schöne Gesang von Floor Jansen. „Pan“ ist Nightwish auf fünf Minuten zusammengefasst.
Einer meiner weiteren Lieblingstracks „How’s The Heart?“ beginnt mit Herzschlägen, um dann zu die Klängen der Uilleann Pipes und den restlichen Instrumenten überzugehen. Bei diesem eher ruhigen Track steht der wunderschöne Gesang von Floor Jansen im Vordergrund. Textlich geht’s um Epathie, musikalisch perfekt umgesetzt.
Noch verhaltener wird’s bei „Procession“. Das Lied wird von Floors schönem Gesang und von Tuomas Klavierspiel dominiert. Das Schlagzeug ist nur manchmal im Hintergrund zu hören, ebenso Troy mit seinen Pipes und Whistles. Zum Ende setzt wird es dann rockiger, ehe das Lied wieder mit verhaltenem Klavierspiel endet. Schöner Song!
Nun wird’s wieder wuchtiger. „Tribal“ ist ein ganzes Stück derber und epischer als die vorherigen, eher ruhigen Songs. Übrigens zeigt Floor Jansen, dass Sie neben elegisch auch rau singen kann. Zum Ende der ersten CD darf Bassist Marco Hietala den Gesang übernehmen. „Endlessness“ ist ein schöner Rocksong der nach vorne geht – etwas weniger symphonisch und bombastisch, dafür eben geradliniger. Nach einem kurzen orchestralen Intermezzo übernimmt Floor den Gesang ehe sich Marco und Troy dann dazugesellen. Bassist Marco Hietala meinte zu dem Song „In diesem Lied geht es um ein Universum, ein Multiversum, eine Kraft, die so groß, so majestätisch ist, dass sie tatsächlich alles verbindet und durchdringt.“

Der letzte Track des Albums „All The Works Of Nature Which Adorn The World“ bekommt aufgrund seiner Komplexität eine eigene CD spendiert. Bereits auf dem Vorgängeralbum war der Track „The Greatest Show On Earth“ eine Mini-Suite und genial. Wer jetzt allerdings eine Rockoper oder dergleichen erwartet wird enttäuscht sein. All The Works Of Nature Which Adorn The World“ ist ein langes, in verschiedene Tracks eingeteiltes Instrumental. Eröffnet wird die zweite CD mit gesprochenen Wörtern von der britischen Schauspielerin Geraldine James:

„There is a pleasure in the pathless woods
There is a rapture on the lonely shore
There is society, where none intrudes
By the deep Sea, and music in its roar
I love not Man the less, but Nature more“

Nun übernehmen aber Orchester und Chor das Kommando. Mich erinnert diese Orchester-Suite vornehmlich an Filmmusik (Hans Zimmer z.B.) sowie Musik im Stile der Neo-Romantik und des Impressionismus. Das Pale Blue Orchestra und der Metro Chor kommen zum vollen Einsatz und sorgen für die gewohnte epische Stimmung. Der dritte Teil „The Green“ ist wieder verhaltener und besticht mit wunderschönen Harmonien.
Im nächsten Teil „Moors“ gibt es die sehnsuchtsvollen, wunderschönen Uilleann Pipes, gespielt von Troy Donockley, zu hören. Wie der Titel erahnen lässt erscheinen einem nebelige schottische Landschaften, moorige Gebiete und schroffe Highlands vor dem geistigen Auge. Hier erinnert mich die Musik wiederum etwas an Iona (man höre sich hierzu die Filmmusik „Snowdonia“ von Iona an). Ganz zum Schluss spricht Geraldine James noch folgende Worte…

„Look again at that dot. That's here. That's home. That's us. On it everyone you love, everyone you know, everyone you ever heard of, every human being who ever was, lived out their lives. The aggregate of our joy and suffering, thousands of confident religions, ideologies, and economic doctrines, every hunter and forager, every hero and coward, every creator and destroyer of civilization, every king and peasant, every young couple in love, every mother and father, hopeful child, inventor and explorer, every teacher of morals, every corrupt politician, every "superstar," every "supreme leader," every saint and sinner in the history of our species lived there-on a mote of dust suspended in a sunbeam
That's here. That's home. That's us.“

…ehe die Band ein letztes Mal einsetzt, gemeinsam mit Orchester und Chor – genial! Was für ein Finale!

All The Works Of Nature Which Adorn The World“ zeichnet sich durch die abwechselnden elegischen, melancholischen und dann wiederum kraftvollen und epischen Momente aus. Hinterher ist man vollends glücklich. Leute, diese zweite CD ist ein Fest, eine Klangexplosion, ein kleines Konzeptalbum. Das Album soll als Ganzes kein Konzeptalbum sein, die zweite CD ist es aber trotzdem.

Ich erwähnte es bereits: Hört Euch diese zweite CD in Ruhe an, mehrmals! Dieses kleine symphonische Meisterwerk hat es verdient erforscht und genossen zu werden. Ich verneige mich vor Tuomas Holopainen und Nightwish!


Zeit für ein Fazit. Puh, was für ein Album!

Das Album ist ein musikalische Klangreise, ein Fest, ein kleines Meisterwerk. Vielleicht bin ich vorbelastet und habe eine rosarote Brille auf, aber das Album ist großartig. Inzwischen hat hoffentlich auch jeder begriffen, dass Nightwish längst mehr als diese Symphonic Power-Metal Band aus Finnland ist. Die Band bewegt sich in vielen Genres, von symphonischen Power-Metal zu Celtic-Folk hin zu Prog-Rock oder orchestrierter Musik (um nicht zu sagen Filmmusik) ist alles dabei. Die Band entwickelt sich nun mal weiter. Es gibt für mich keinen einzigen schwachen Song auf dem Album. Meine Lieblinge sind „Shoemaker“, „Harvest“,  „How’s The Heart?“ und natürlich das großartige „All The Works Of Nature Which Adorn The World“. Missen möchte aber dennoch keins der anderen Lieder. 

Nehmt Euch Zeit und hört euch das Album in Ruhe an und überzeugt euch selbst. Es gibt so viele kleine Details, die einem beim ersten Hördurchgang überhaupt nicht auffallen. Mehrmaliges Anhören ist die Devise und Pflicht für jeden Fan (behaupte ich einfach mal). Aber das Album ist Nightwish in Vollendung. Ich bin mir sicher, ihr werdet nicht enttäuscht sein.

Noch ein abschließendes Wort zum Earbook: Diese limitierte Auflage des Albums hat etwa die Größe einer Schallplatte, bietet ein gebundenes Buch mit Lyrics, Bandfotos, atmosphärischen Bildern zu den Songs, sowie eine eigene CD mit den Instrumentals der jeweiligen Songs (!). Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut, die CDs im Buchdeckel eingelassen und einfach zu entnehmen.

Fünf von fünf Sterne.

TE

Delain: Apocalypse & Chill (2020)

Der sogenannte Symphonic Metal hat ja in den letzten zehn Jahren mehr als nur einige Lebenszeichen von sich gegeben, sondern erblüht fortdauernd in den schönsten und vielfältigsten Farben. Leute, Symphonic Metal ist noch lange nicht totgesagt.
Von den vielen Bands, die es in diesem Genre gibt, sind Delain neben Within Temptation und Nightwish meine Lieblinge. Ihr Sound klang stets frisch, modern und die Stimme von Charlotte Wessels hatte was Besonderes. 

Vier Jahre sind vergangen, seitdem die Niederländer um Gründer/Keyboarder/Produzent Martijn Westerholt ihr letztes Studioalbum „Moonbathers“ veröffentlicht haben. In der Zwischenzeit brachten Delain noch die EP „Hunter's Moon“ und das Livealbum „Live at Paradiso“ heraus. Nun sind Delain wieder da und präsentieren uns ihr neustes Studioalbum „Apocalypse & chill“. Das Albumcover passt gut zum Titel und erinnert dezent an ein Supertramp-Album aus den 1970ern (Crisis? What Crisis?). Ganze 13 Songs umfasst das Album, hinzukommen drei Bonustracks – dies sind die Orchesterfassungen einiger Albumtracks. Alle Songs wurden von Martijn Westerholt, Charlotte Wessels, Guus Eikens und Timo Somers geschrieben.

1          One Second
2          We Had Everything
3          Chemical Redemption
4          Burning Bridges
5          Vengeance
6          To Live Is To Die
7          Let's Dance
8          Creatures
9          Ghost House Heart
10        Masters Of Destiny
11        Legions Of The Lost
12        The Greatest Escape
13        Combustion
14        Masters Of Destiny (Orchestra Version)
15        Burning Bridges (Orchestra Version)
16        Vengeance (Orchestra Version)

Ich hatte von Anfang an hohe Erwartungen an das neue Album, war aber zunächst etwas enttäuscht vom neuen Album. Es war gefühlt alles schon mal da. Dieser Eindruck verflog dann aber schnell und so wurde das Album von Hördurchlauf zu Hördurchlauf immer besser!
Mittlerweile kann ich sagen, dass keiner der vorhandenen Songs schwach ist. Alle Tracks sind gut bis sehr gut. 

Das Album wird mit dem Track „One Second“ eröffnet und hier singt neben Charlotte Wessels der Gitarrist Timo Somers mit. Eine Kombination die man ruhig öfters bringen darf. Die Band liefert poppigen Symhonic Metal der Spaß macht. In die gleiche Kerbe haut auch das nachfolgende „We Had Everything“. Wem das vielleicht zu poppig war, dem wird möglicherweise der dritte Song gefallen. „Chemical Redemption“ ist wunderbar heavy in den Strophen, bietet dann aber einen eingängigen Refrain – bitte mehr davon. Noch besser ist „Burning Bridges“ – hier wird es auch das erste Mal herrlich episch. Das ganze Album ist wunderbar und lässt keine Wünsche offen. Meine derzeitigen Favoriten sind immer noch „Ghost House Heart“, „Masters Of Destiny“, „Burning Bridges“ und „The Greatest Escape“. Vor allem Letzterees ist großartig. Eine Anmerkung hab ich noch zum Instrumental „Combustion“ – dieses ist zum niederknien. Mal gibt es harte Riffs, dann wieder tolle Keyboardmelodien. 

Etwas das mir bei Delain immer sehr gefallen hat, war der Sound. Die Band produziert hervorragende Musik, die mal zwischen Power-Metal, Symphonic Rock, Prog-Metal oder poppigen (eingängige Refrains) Gewändern schwankt. Das kommt nicht zuletzt von den teilweise eingängigen Synth-Riffs, die als Gegensatz zu den stürmischen Gitarren-Riffs fungieren. Und nicht zu vergessen ist die orchestrale Komponente, die für den gewohnten Bombast sorgt. Dieser orchestrale Sound klingt für mich wiederum völlig anders als z.B. der von Nightwish oder Epica. 

Mir gefällt das neue Album von Delain jedenfalls sehr. Ich behaupte sogar mal, dass „Apocalypse & chill“ eins iherer bis dato besten Werke ist. Ich bin gespannt, wohin die Reise gehen wird und wie ich oben schon schrieb - Symphonic Metal ist noch lange nicht totgesagt. Zum Glück!