2020 war in vielerlei Hinsicht nicht gerade das beste Jahr. Musik
ist auch deshalb in der letzten Zeit wichtiger denn je geworden. Musik hilft
viel und ist immer noch die beste Medizin. Eigentlich sag ich mir immer wieder,
dass ich keine neuen Alben kaufen bräuchte, sondern erst einmal die hier
rumlungerten Alben hören solle. Dass ich es trotzdem mach, war mir auch schon
vorher klar. Und es gab dieses Jahr wirklich tolle Alben, die mir auf Anhieb
gefielen.
Dieses Jahr war vergleichsweise Prog-arm. Stattdessen hörte
ich viel (Symphonic-)Metal. Fangen wir mit Nightwish an.
Nightwish: Human.
:Ii: Nature.
Das Album ist ein musikalische Klangreise,
ein Fest, ein kleines Meisterwerk. Vielleicht bin ich als Nightwish-Fan
vorbelastet und habe eine rosarote Brille auf, aber das Album ist großartig.
Das Album zeigt, dass Nightwish längst mehr als diese Symphonic Power-Metal
Band aus Finnland ist. Die Band bewegt sich in vielen Genres, von symphonischen
Power-Metal über Celtic-Folk hin zu Prog-Rock oder orchestrierter Musik (um
nicht zu sagen Filmmusik) ist alles dabei. Auf „Human. :Ii: Nature.“
gibt es für mich keinen einzigen schwachen Song. Meine
Lieblinge sind „Shoemaker“, „Harvest“,„How’s
The Heart?“ und natürlich das großartige „All The Works Of Nature Which
Adorn The World“. Missen möchte aber dennoch keins der anderen Lieder.
Auf dem Album gibt es so viele
kleine Details zu entdecken, die einem beim ersten Hördurchgang überhaupt nicht
auffallen. Mehrmaliges Anhören ist die Devise und Pflicht für jeden Fan
(behaupte ich einfach mal). Aber das Album ist Nightwish in Vollendung. Ich
denke auch, dass es vielen in diesem Forum gefallen könnte. Von mir gibt es
eine klare Kaufempfehlung!
Wir bleiben beim Symphonic-Metal. Es geht von Finnland in
die Niederlande.
Delain: Apocalypse
& Chill
Der sogenannte Symphonic Metal hat ja in den letzten zehn
Jahren mehr als nur einige Lebenszeichen von sich gegeben, sondern erblüht fortdauernd
in den schönsten und vielfältigsten Farben. Leute, Symphonic Metal ist noch
lange nicht totgesagt.
Von den vielen Bands, die es in diesem Genre gibt, sind
Delain neben Within Temptation und eben Nightwish meine Lieblinge. Ihr Sound
klang stets frisch, modern und die Stimme von Charlotte Wessels hatte was
Besonderes. Die Band produziert hervorragende Musik, die mal zwischen
Power-Metal, Symphonic Rock, Prog-Metal und poppigen (eingängigen Refrains)
Gewändern schwankt. Das kommt nicht zuletzt von den teilweise eingängigen
Synth-Riffs, die als Gegensatz zu den stürmischen Gitarren-Riffs fungieren. Und
nicht zu vergessen ist die orchestrale Komponente, die für den gewohnten
Bombast sorgt. Dieser orchestrale Sound klingt für mich wiederum völlig anders
als z.B. der von Nightwish oder Epica. „Apocalypse & chill“ ist wohlmöglich
eins ihrer bis dato besten Werke und braucht sich vor den anderen Delain-Alben
nicht verstecken. Meine Lieblinge sind „Ghost
House Heart“, „Masters Of Destiny“, „Burning Bridges“ und „The Greatest Escape“.
Wir bewegen uns nun nach Schweden und befassen uns mit einem
sehr interessanten Metal-Genre: Metalcore!
Amaranthe: Manifest
Mit Amaranthe hab mich erst in diesem Jahr so richtig
beschäftigt. Vorher hab ich hier und da mal den einen oder anderen Song der
schwedischen Metal-Band gehört. Mit Erscheinen ihres inzwischen nun sechsten
Albums „Manifest“ wurde mein Interesse geweckt. Und was soll ich sagen – diese
Mischung aus Power-Metal, Melodic-Death-Metal, Pop und Dance-Rock ist einfach
genial. Dazu tragen auch die drei Sänger bei. Elize Ryd hat eine unfassbar
schöne Stimme, die beiden anderen Sänger sind aber nicht minder gut und sorgen
für Abwechslung. Obwohl man klar den Metal-Sound heraushört, haben viele Songs
auf dem Album ein großes Ohrwurmpotenzial. Eins meiner Favoriten ist der Song
„Viral“ – passend zu unserer derzeitigen Situation. Und der Song geht ja mal
richtig ab – könnt ich in Dauerschleife hören. „Strong“ (zusammen mit Noora
Louhimo von Battle-Beast) ist ebenfalls ein solch grandioser Song, wie ihn nur
Amaranthe machen kann. Jedenfalls gefällt mir „Manifest“ wirklich sehr und
weckte mein Interesse für die Band.
Gut, dass war jetzt genug Metal. Wir wechseln mal das Genre
und widmen uns dem Progressive Celtic Rock.
Iona: The Book of
Iona
Hach Leute, Musik ist doch was Feines. Vor allem die von
Iona. Die machen wirklich unglaublich schöne Musik. Kaum eine andere Band hat
mich seit Jahren so sehr begeistert wie diese. Wenn man es aber genau nimmt –
ist „The Book of Iona“ kein neu erschienenes Album sondern eben „nur“ eine
umfassende Werkschau. Denn: Inzwischen wurden Iona 30 Jahre alt. Um dies zu
feiern, wurde ein opulentes Box-Set veröffentlicht. Mastermind Dave Bainbridge
hat dafür seit Anfang 2020 kontinuierlich an dem Iona-Box-Set gearbeitet (die
schwierigen Zeiten taten ihr übriges). Herausgekommen ist eine wundervolle
Zusammenstellung aller erschienenen Iona-Studioalben. Jedem Album liegt noch
eine „Companion-CD“ mit Demos, und aussortierten Songs bei. Und: Es gibt noch
eine CD mit neu aufgenommenen Versionen einiger Iona-Songs. Auf dieser wirken
die ehemaligen Iona-Bandmitglieder David Fitzgerald, Nick Beggs, Frank Van
Essen, Troy Donockley, Terl Bryant, Tim Harries, Martin Nolan, Mike Haughton,
Martin Neil und Phil Barker mit. Für mich als Fan ist „The Book of Iona“
vielleicht das größte Geschenk des Jahres 2020.
Die Ärzte: HELL
Wiederum ein gänzlich anderes Genre. – dieses Mal geht’s in
den Punk-Rock und Punk-Pop. Bei den Ärzten ist es wie mit alten Freunden die
man ein wenig aus den Augen verloren hat. Sieht man sich dann nach langer Zeit
wieder, stellt man dann doch fest, wie sehr man einander mag und schwelgt in
alten Erinnerungen. Die Ärzte gibt’s gefühlt schon ewig und waren ein Teil
meiner Jugend. Live hab ich die Band vor Jahren auch schon gesehen und kann
viele ihrer alten Lieder noch auswendig mitsingen. „HELL“ ist nach all den
Jahren, seitdem die Band nun besteht, ein richtig tolles Album. Und es fühlt
sich ein bisschen wie früher an. Beim hören der neuen Songs stellt sich bei mir
so ein vertrautes Gefühl ein, welches ich nicht beschreiben kann. Wisst ihr was
ich meine?
Mittwoch, 6. Mai 2020
TroyDonockley – Messages (2012)
Habt ihr schon mal was von TroyDonockley gehört? Nein?
TroyDonockley
ist ein britischer Musiker und Multiinstrumentalist. Seine
Hauptinstrumente sind v.a. Uilleann Pipes (irische Sackpfeife/Dudelsack)
und Tin Whistles. Daneben spielt er aber auch Bouzouki und andere
illustre Instrumente.
[2]
Manche von Euch kennen ihn sicher von der Symphonic-Metal Band Nightwish, bei welcher er ja seit Jahren nun Mitglied ist. Zuvor hat er lange Zeit mit Iona
sowie mit einzelnen Musikern von Iona zusammengearbeitet. Auf den
ersten Iona-Alben war er noch Gastmusiker. Ab 1995 bis 2009 dann
vollwertiges Mitglied und prägte dadurch den Iona-Sound wesentlich.
TroyDonockley
arbeitete aber auch mit unzählig weiteren Musikern zusammen, unter
anderem mit Barbara Dickson. Daneben veröffentlichte er aber auch selbst
zwischen 1998 und 2009 drei Soloalben: „The Unseen Stream“ (1998), „The
Pursuit of Illusion“ (2003) und „The Madness of Crowds“ (2009). Leider
sind diese Soloalben schwer zu bekommen. Vor Jahren konnte ich mal in
„The Unseen Stream“ reingehören, da die Songs auf YouTube verfügbar
waren. Mittlerweile sind diese aber dort wieder verschwunden und auch
sonst ist es schwer, sich seine Musik irgendwie anzuhören.
Durch einen glücklichen Umstand konnte ich eine Kompilation mit dem Titel „Messages“
erwerben, welche die Jahre 1998-2011 abdeckt. Auf der CD finden sich
zehn Songs mit einer Gesamtspieldauer von über 60 Minuten.
Trackliste
Track
Album
1
Sights
The Unseen Stream
2
For Him Who Will Never Return
(neu)
3
Voyager Now
The Madness of Crowds
4
Fragment
The Pursuit of Illusion
5
Orkahaugr
The Madness of Crowds
6
Finlandia
The Unseen Stream
7
Dunmail Rising
(neu)
8
Pursuit Of Illusion
The Pursuit of Illusion
9
Tunnels
The Unseen Stream
10
The Procession
The Madness of Crowds
Das Album selbst spart aber arg mit Informationen. Es gibt nicht einmal ein Booklet. Das tat Troy aber zum Glück auf seiner Homepage selbst: http://www.troydonockley.co.uk/messages.htm
[1]. Wie man sieht, ist ein ganzer Haufen an Musikern vertreten, von
denen einige hier durchaus bekannt sein dürften. Neben alten Iona-Kollegen wie Joanne Hogg, Nick Beggs, Terl Bryant, Tim Harries oder Frank van Essen, wirken auch Nightwish-Mastermind Tuomas Holopainen und keine geringere als Barbara Dickson mit!
[3]
Die auf der
Kompilation zu findende Musik erstreckt sich von keltischem Folk, über
symphonischen Artrock bis hin zu klassischer Musik und gar
Musical-Ähnlichem. Unter anderem gibt es ein, von Donockley
arrangiertes, Stück des finnischen Komponisten Sibelius. Wie zu
erwarten, ist die Musik sehr von den Uilleann Pipes und anderen typisch
keltischen Folkinstrumenten geprägt. Generell ist die Musik eher ruhig,
mal melancholisch und dann wieder
erhaben, oft auch zum Schwelgen einladend. Typische Jigs und Reels gibt
es keine. Ich hatte beim Hören immer wieder Bilder von schottischen
Landschaften mit rauen Klippen, Schafherden und alten Schlössern vor
Augen. Nachfolgend ein paar Eindrücke zu einigen Songs:
„Now, Voyager“
wird vom Gesang der großartigen Barbara Dickson eröffnet, wird immer
symphonischer und erinnerte mich mit den Sprecherpassagen teils an ein
Hörspiel. „Orkahauger“ ist komplett instrumental gehalten und klingt wie
eine vertonte Reise durch Schottland. Vom finnischen Komponisten Jean
Sibelius gibt es einen Teil der
Symphonie „Finlandia“ – arrangiert für Uilleann Pipes und
Streichquartett. Eins der neueren, unveröffentlichten Stücke ist
„Dunmail Rising“. Das klingt so, als ob man direkt in Mittelerde
gelandet ist – wahlweise in Imladris oder Gondor. Mir gefallen diese
Folk-Symphonien wirklich sehr. Ähnliches gilt auch für „Pursuit of
Illusion“ - ein weiteres geniales Stück Musik mit einer großartigen
Joanne Hogg am Gesang! Als eins der letzten Stücke folgt noch „Tunnels“
von seinem ersten Soloalbum „The Unseen Stream“. Ich wünschte, ich
könnte an dieser Stelle Hörbeispiele verlinken (Es ist immer schwer,
seine eigene Begeisterung anderen zu erklären...). Leider hab ich nicht
viel gefunden. Einen (leider sehr kurzen) Ausschnitt entdeckte ich aber
auf YouTube:
Für mich ein weiteres Highlight und persönlicher Favorit dieses Albums. Es zeigt das Können und die Vielseitigkeit Donockleys. „Messages“ ist eine wirklich schöne Kompilation und vor allem für Leute wie mich, die TroyDonockleys Soloalben überhaupt nicht kennen, ein schöner Appetitanreger. Das, was ich bis jetzt kennen lernen dufte, klingt wunderschön.
Für Iona-Fans ist
das Album sowieso ein Must-Have. Ich weiß jetzt schon, dass irgendwann
seine drei Soloalben in meiner Musiksammlung landen werden.
Nightwish sind nach
fünf Jahren zurück – ein Muss für alle Symphonic-Metal-Freunde!
Ganze fünf Jahre hat es gedauert bis Nightwish ihr neues 9.
Studioalbum „HUMAN. II: NATURE.“ Veröffentlichen. Fünf Jahre – krass, so
schnell vergeht die Zeit. „Endless Forms Most Beautiful“ war seinerzeit das erste Album mit Sängerin Floor Jansen
und war sehr erfolgreich. Ein großartiges Album welches ich erst vor einigen
Tagen wieder hörte. Da sind die Erwartungen an das neue Album schon hoch.
In der Zwischenzeit erschienen viele tolle Alben der
Kollegen von Epica, Xandria und nicht zuletzt von der niederländischen Band
Delain mit dem fulminanten „Apocalypse
& Chill“ (sehr empfehlenswert).
Symphonic-Metal ist noch lange nicht totgesagt.
Was ist sonst passiert? Zwischenzeitlich wurde von Troy
Donockley, Tuomas Holopainen und Johanna Kurkela nach der Tour zu „Endless Forms Most Beautiful“ das
Projekt AURI begonnen und ein erstes gleichnamiges Album aufgenommen und
veröffentlicht. Dieses ist jedoch kein symphonischer Metal sondern eher an
Iona-Alben erinnernder Folk-Prog.
Nun geht’s aber wieder in den pompösen Symphonic-Metal den
wir und ich so lieben. Nightwish waren nicht nur einer der Pioniere dieses
Genres, sondern auch stets Maßstab an welchem sich Bands wie Epica, Delain,
Xandria und co. richteten.
Bereits 2018 meinte Bandkopf Tuomas Holopainen, er hätte 80
% des Albums geschrieben. 2019 erfolgten dann die Studioaufnahmen. Und: Dieses
Mal sollte es ein Doppelalbum werden. Oha, sowas setzte die Messlatte bei mir
noch höher! Das Album wurde gemeinsam von Tuomas Holopainen, Tero Kinnunen und
Mikko Karmila produziert. Die anderen Nightwish-Musiker waren Co-Produzenten
sowie für das Arrangement der Kompositionen verantwortlich. Für das Mastering
zeichnete sich Mika Jussila aus.
Wie eh und he zeichnete sich Keyboarder und Mastermind
Holopainen für die Kompositionen, Produktion, Konzepte und Texte aus. Das
Konzept ist ja bei jedem Nightwish Album ein anderes. Dieses Mal dreht es sich
um „Mensch“, „Natur“ und „Technik“, „Kunst“ und „Musik“. Wieder einmal oha:
Denn hierzu lässt sich allerhand schreiben und komponieren. Trotzallerdem soll
es aber kein Konzeptalbum a la „The Dark
Side of the Moon“ (Pink Floyd) oder „The
Lamb lies down on Broadway“ (Genesis) sein. Nun gut, lassen wir uns
überraschen.
Nightwish sind auf
dem Album:
·Floor Jansen – lead vocals
·Emppu Vuorinen – guitars
·Marco Hietala – bass, male vocals, acoustic
guitar, backing vocals
·Troy Donockley – uilleann pipes, tin whistle,
low whistle, bouzouki, guitars, male vocals, backing vocals
·Kai Hahto – drums
Sowohl für Sängerin Floor Jansen als auch für die Musiker
Troy Donockley und Kai Hahto ist es das zweite Album als offizielle Mitglieder
von Nightwish. War Donockley schon ab 2007 Gastmusiker bei Nightwish, so ist
Floor Jansen erst ab 2013 als Nachfolgerin für Anette Olzon hinzugestoßen.
Bereits auf Endless Forms Most Beautiful
hat sie eindrucksvoll bewiesen, dass sie sich vor einer Tarja oder Anette Olzon
nicht verstecken muss (mal davon abgesehen, sind alle drei Sängerin außerordentlich
klasse, hier gibt es für mich nichts zu vergleichen oder rumzunörgeln). Hören
wir uns nun das neue Album an, stellen wir auch hier fest: Frau Jansen hat eine
beeindruckende Stimme und passt perfekt zu der Musik von Nightwish! Besonders
hervorzuheben sind hier die Songs „Shoemaker“
und „Tribal“.
Wie schon erwähnt, erscheint das neue Album als Doppelalbum.
Die Tracklist sieht wie folgt aus:
Tracklist Disc 1
1Music
2Noise
3Shoemaker
4Harvest
5Pan
6How's The Heart?
7Procession
8Tribal
9Endlessness
Tracklist Disc 2
1All The Works Of Nature Which Adorn The World -
Vista
2All The Works Of Nature Which Adorn The World -
The Blue
3All The Works Of Nature Which Adorn The World -
The Green
4All The Works Of Nature Which Adorn The World -
Moors
5All The Works Of Nature Which Adorn The World -
Aurorae
6All The Works Of Nature Which Adorn The World -
Quiet As The Snow
7All The Works Of Nature Which Adorn The World -
Anthropocene (incl. "Hurrian Hymn To Nikkal")
8All The Works Of Nature Which Adorn The World -
Ad Astra
Käufer der Earbook-Edition dürfen sich über eine dritte CD
mit den Instrumentals freuen sowie über ein großes buchähnliches, gebundenes
Booklet.
Das Album wird, wie erwähnt, als Doppelalbum veröffentlicht.
Und hier wird klar: Das Album braucht Zeit um zu
wirken. Mit einem einfachen Hördurchlauf ist es nicht getan. Es ist im Gesamten
sehr komplex, macht aber dennoch ungemein Spaß! Also hier schon mal meine
Empfehlung: Nehmt Euch Zeit für das Album und hört es Euch ein paar Mal an
(dieser Tage hat man ja wohlmöglich mehr Zeit dafür). Es gibt ungemein viele
Details, die es zu entdecken gibt. Die kann man niemals in beim ersten
Durchlauf heraushören. Aber hören wir trotzdem mal rein:
Bereits nach dem ersten Track der
ersten CD „Music“ wird klar: Es handelt sich hierbei unüberhörbar um Nightwish.
Alles was einen guten Nightwish-Song auszeichnet ist hier bereits vorhanden: hartes
Nightwish-Riffing, orchestraler Bombast, pomöse
Keyboards, Uilleann Pipes (ich liebe sie) und natürlich der kraftvolle Gesang
von Floor Jansen. Ein toller Einstieg in das neue Album!
Kraftvoll geht’s auch weiter mit „Noise“.
Auch hier sind allerhand epische, symphische Elemente vorhanden, die im
Kontrast zum harten Riffing stehen. Auch dieser Track ist sehr gut. „Noise“ ist schöner Symphonic-Metal. Ich denke, der Titel hätte auch so
auf „Dark Passion Play“ erscheinen können. Floors Gesang erinnert mich sogar
etwas an Anette Olzon.
Die ersten beiden Tracks boten uns
den typischen, gut gemachten Nightwish-Metal – nun wird’s aber richtig episch. „Shoemaker“
besticht mit einem schönen Duett von Troy und Floor und durch einen langen Orchesterabschnitt. Floors
Gesang ist gerade hier sehr, sehr gut, zum Ende fast arienartig. „Shoemaker“ ist mein erster Favorit des Albums, nicht zuletzt
aufgrund der epischen, orchestralen Elemente. Sehr gut, Nightwish können es
noch immer!
Weiter geht’s mit „Harvest“. Ein
sehr hübsches Lied mit Troy Donockley am Gesang. Die anderen beiden sind im
Hintergrund während des Refrains zu hören. „Harvest“ macht Spaß, hat einen
tollen Refrain, der hängenbleibt und bietet dann einen herrlichen
Instrumentalteil. Hier erinnert mich der Song einmal mehr an die alten
Folk-Prog-Tracks von Iona. „Harvest“ ist ein weiterer Favorit des neuen Albums.
Das darauffolgende „Pan“ ist im
Gegensatz zum Vorgängertrack wieder der typische symphonische Power-Metal von
Nightwish. Eigentlich bietet der Track alles, was Nightwish ausmacht: epischer
Refrain, harte Riffs in den Strophen, herrliche Piano-Kaskaden und der schöne
Gesang von Floor Jansen. „Pan“ ist Nightwish auf fünf Minuten zusammengefasst.
Einer meiner weiteren Lieblingstracks
„How’s The Heart?“ beginnt mit Herzschlägen, um dann zu die Klängen der
Uilleann Pipes und den restlichen Instrumenten überzugehen. Bei diesem eher
ruhigen Track steht der wunderschöne Gesang von Floor Jansen im Vordergrund.
Textlich geht’s um Epathie, musikalisch perfekt umgesetzt.
Noch verhaltener wird’s bei „Procession“. Das Lied wird von Floors schönem Gesang und von Tuomas
Klavierspiel dominiert. Das Schlagzeug ist nur manchmal im Hintergrund zu
hören, ebenso Troy mit seinen Pipes und Whistles. Zum Ende setzt wird es dann
rockiger, ehe das Lied wieder mit verhaltenem Klavierspiel endet. Schöner Song!
Nun wird’s wieder wuchtiger.
„Tribal“ ist ein ganzes Stück derber und epischer als die vorherigen, eher
ruhigen Songs. Übrigens zeigt Floor Jansen, dass Sie neben elegisch auch rau
singen kann. Zum Ende der ersten CD darf Bassist Marco Hietala den Gesang
übernehmen. „Endlessness“ ist ein schöner Rocksong der nach vorne geht – etwas
weniger symphonisch und bombastisch, dafür eben geradliniger. Nach einem kurzen
orchestralen Intermezzo übernimmt Floor den Gesang ehe sich Marco und Troy dann
dazugesellen. Bassist Marco Hietala meinte zu dem Song „In diesem Lied geht es
um ein Universum, ein Multiversum, eine Kraft, die so groß, so majestätisch
ist, dass sie tatsächlich alles verbindet und durchdringt.“
Der letzte Track des Albums „All
The Works Of Nature Which Adorn The World“ bekommt aufgrund seiner Komplexität
eine eigene CD spendiert. Bereits auf dem Vorgängeralbum war der Track „The
Greatest Show On Earth“ eine Mini-Suite und genial. Wer jetzt allerdings eine
Rockoper oder dergleichen erwartet wird enttäuscht sein. „All The Works Of Nature Which Adorn The World“ ist
ein langes, in verschiedene Tracks eingeteiltes Instrumental. Eröffnet wird die
zweite CD mit gesprochenen Wörtern von der britischen Schauspielerin Geraldine
James:
„There is a pleasure in the pathless woods
There is a rapture on the lonely shore
There is society, where none intrudes
By the deep Sea, and music in its roar
I love not Man the less, but Nature more“
Nun übernehmen aber Orchester und Chor das Kommando. Mich
erinnert diese Orchester-Suite vornehmlich an Filmmusik (Hans Zimmer z.B.)
sowie Musik im Stile der Neo-Romantikund des Impressionismus. Das
Pale Blue Orchestra und der Metro Chor kommen zum vollen Einsatz und sorgen für
die gewohnte epische Stimmung. Der dritte Teil „The Green“ ist wieder
verhaltener und besticht mit wunderschönen Harmonien.
Im nächsten Teil „Moors“ gibt es die
sehnsuchtsvollen, wunderschönen Uilleann Pipes,
gespielt von Troy Donockley, zu hören. Wie der Titel erahnen lässt erscheinen
einem nebelige schottische Landschaften, moorige Gebiete und schroffe Highlands
vor dem geistigen Auge. Hier erinnert mich die Musik wiederum etwas an Iona
(man höre sich hierzu die Filmmusik „Snowdonia“ von Iona an). Ganz zum Schluss
spricht Geraldine James noch folgende Worte…
„Look again at that dot. That's here. That's home. That's
us. On it everyone you love, everyone you know, everyone you ever heard of,
every human being who ever was, lived out their lives. The aggregate of our joy
and suffering, thousands of confident religions, ideologies, and economic
doctrines, every hunter and forager, every hero and coward, every creator and destroyer
of civilization, every king and peasant, every young couple in love, every
mother and father, hopeful child, inventor and explorer, every teacher of
morals, every corrupt politician, every "superstar," every
"supreme leader," every saint and sinner in the history of our
species lived there-on a mote of dust suspended in a sunbeam
That's here. That's home. That's us.“
…ehe die Band ein letztes Mal einsetzt, gemeinsam mit
Orchester und Chor – genial! Was für ein Finale!
„All The Works Of Nature
Which Adorn The World“ zeichnet sich durch die abwechselnden elegischen, melancholischen
und dann wiederum kraftvollen und epischen Momente aus. Hinterher ist man vollends glücklich. Leute, diese zweite CD ist
ein Fest, eine Klangexplosion, ein kleines Konzeptalbum. Das Album soll als
Ganzes kein Konzeptalbum sein, die zweite CD ist es aber trotzdem.
Ich erwähnte es bereits: Hört Euch diese zweite CD in Ruhe
an, mehrmals! Dieses kleine symphonische Meisterwerk hat es verdient erforscht
und genossen zu werden. Ich verneige mich vor Tuomas Holopainen und Nightwish!
Zeit für ein Fazit. Puh, was für ein
Album!
Das Album ist ein musikalische Klangreise,
ein Fest, ein kleines Meisterwerk. Vielleicht bin ich vorbelastet und habe eine
rosarote Brille auf, aber das Album ist großartig. Inzwischen hat hoffentlich
auch jeder begriffen, dass Nightwish längst mehr als diese Symphonic
Power-Metal Band aus Finnland ist. Die Band bewegt sich in vielen Genres, von symphonischen
Power-Metal zu Celtic-Folk hin zu Prog-Rock oder orchestrierter Musik (um nicht
zu sagen Filmmusik) ist alles dabei. Die Band entwickelt sich nun mal weiter. Es
gibt für mich keinen einzigen schwachen Song auf dem Album. Meine
Lieblinge sind „Shoemaker“, „Harvest“, „How’s
The Heart?“ und natürlich das großartige „All The Works Of Nature Which
Adorn The World“. Missen möchte aber dennoch keins der anderen Lieder.
Nehmt Euch Zeit und hört euch das
Album in Ruhe an und überzeugt euch selbst. Es gibt so viele kleine Details,
die einem beim ersten Hördurchgang überhaupt nicht auffallen. Mehrmaliges
Anhören ist die Devise und Pflicht für jeden Fan (behaupte ich einfach mal).
Aber das Album ist Nightwish in Vollendung. Ich bin mir sicher, ihr werdet
nicht enttäuscht sein.
Noch ein abschließendes Wort zum
Earbook: Diese limitierte Auflage des Albums hat etwa die Größe einer
Schallplatte, bietet ein gebundenes Buch mit Lyrics, Bandfotos, atmosphärischen
Bildern zu den Songs, sowie eine eigene CD mit den Instrumentals der jeweiligen
Songs (!). Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut, die CDs im Buchdeckel
eingelassen und einfach zu entnehmen.