Donnerstag, 25. Juni 2015

Abgestaubt - In Vergessenheit geratene Alben wiederentdecken (Teil 1)



Coldplay - Mylo Xyloto

Das heute von mir hier vorgestellte Album heißt „Mylo Xyloto“ und ist von COLDPLAY – eine Band die ich mal sehr schätzte. Bis vor ca. 4-5 Jahren hörte ich noch intensiv ihre Alben. Ich kann mich noch ganz genau an das Erscheinen der Single „Paradise“ im Oktober 2011 erinnern, weil es damals ein sehr warmer Oktober war und ich hier oben an der Küste am Strand lag und von diesem Lied sehr beeindruckt war. Coldplay hörte man als Junge damals eigentlich nur um die Mädels zu beeindrucken: „Ooch Du magst auch Coldplay, ich liiebe diese Band …“. Man muss dem aber auch fairerweise ergänzen, dass ich Coldplay als Rockband in Erinnerung hatte, die zwar keinen harten Rock, aber dafür einen für mich damals interessanten Rock gespielt haben. Wie dem auch sei, mein Musikgeschmack hat sich in den letzten Jahren sehr geändert, Coldplay landeten daher leider ins Musikregal und wurden nur noch sehr selten angespielt. Lediglich bei unseren traditionellen Singstar-Abenden (machen wir schon seit fast 10 Jahren) lebt diese Band auf, weil ich dann immer vieles von den singe. Zurück zu „Mylo Xyloto“. Da der Vorgänger „Viva la vida or Death and all his Friends“ von mir sehr gefeiert wurde („Violet Hill“ ist bis heute mein Lieblingssong von Coldplay), war ich umso mehr auf  das neue Album gespannt. Schon alleine das Cover mit diesen lebensfrohen, bunten Farben erweckte mein Interesse. Neben „Paradise“ war auch schon lange vor dem Erscheinen des Albums die Hitsingle „Every Teardrop Is a Waterfall“ bekannt – ein nettes Poplied. 

„Mylo Xyloto“ ist übrigens ein Konzeptalbum. Es geht um die zwei Protagonisten „Mylo“ und „Xyloto“, welche sich ineinander verlieben. Klingt vielleicht zuerst etwas kitschig, das Album an such ist viel luftiger als man es sich vorstellen mag. Mitgewirkt daran hat auch ein gewisser Brian Eno, dessen Beitrag als „enoxification“ und „additional composition“ aufgelistet wird.
Das eigentliche Album beginnt mit einem luftigen und interessanten Instrumental, welches auch gleich „Mylo Xyloto“ heißt und nahtlos in den nächsten Song „Hurts Like Heaven“ übergeht. Der Song macht einfach Spaß, ist tanzbar und hat Ohrwurmpotenzial. Beide Songs zeichnen sich durch einen etwas asiatischen Sound aus, welcher auch noch öfters auf diesem Album anklingen wird. Danach folgt auch schon der erste Höhepunkt. „Paradise“ war dann damals die Hitsingle schlechthin und lange Zeit mein wirklicher Ohrwurm (was am recht einfachen Refrain liegt). Dieser breite Klangteppich, dieser Sound, die Chöre und diese ganze positive Aura haben mich damals schwer beeindruckt (am Sound hat Eno mitgewirkt). Noch heute bekomme ich von diesem atmosphärischen Intro eine Gänsehaut.  Am besten hört man sich das Lied sehr laut auf einer guten Soundanlage an, dann macht er umso mehr Spaß. Auch das dazugehörige Musikvideo mit dem Elephanten der aus London flieht war gut. Obwohl dieser Song im Prinzip durch die Technik künstlich aufgebläht wurde, war er einer meiner persönlichen Coldplay-Highlights. „Charlie Brown“ beginnt ähnlich interessant um dann in einen schönen Rocksong überzugehen. „Us Against the World“ ist dann die erste Coldplay-Schnulze des Albums und gefällt mir nicht so sehr, obwohl es ganz angenehm ausklingt. Das Album zeichnet sich auch durch viele kleine Instrumentale aus, die als Einleitung dienen. Kennen wir ja eh schon „The Lamb lies down on Broadway“ oder Pink Floyds „The Wall“. Durch diese kleinen Vorboten wirkt das Album einfach viel luftiger. „M.M.I.X.“ ist so ein Beispiel dafür, welches gekonnt als Einleitung für „Every Teardrop Is a Waterfall“ dient. Durch den wieder recht einfachen Refrain und der ganzen positiven Atmosphäre kann sich der Songs als schönen Popsong mit Ohrwurmqualitäten behaupten. Danach wird es angenehm dreckig mit „Major Minus“, eins meiner weiteren Highlights. Coldplay schwülsten ja gerne mal ein wenig rum, aber dieser Song ist ähnlich wie vielleicht „Violet Hill“ etwas rockiger. Gerne hätte ich davon mehr auf diesem Album gehabt. „Princess of China“ war ein weiterer Hit, bei dem Rihanna als Sängerin mitwirkte. Der Son zeichnet sich durch einen recht einfachen, singbaren Text und den elektronischen, stampfenden Sound aus. „Up in Flames“ ist dann typisch Coldplay: Keineswegs schmalzig, aber angenehm weich und wohltuend. Der letzte Verbund aus „A Hopeful Transmission“ und „Don't Let It Break Your Heart“ sorgt dann zum Schluss ähnlich wie die ersten zwei Songs für gute Laune. Das ganze Konzept des Albums basiert ja auf eine „Happy-End-Story“.

Nach knapp 40 Minuten ist das Album schon zu ende. Man fühlte sich fast durchgängig gut unterhalten. Das Album hat in meinen Augen fast kaum Aussetzer. Viele Songs sind atmosphärisch, sorgen für gute Laune und bereiten mir Freude. Gerne hätte ich damals auch ihre Tour zum Album miterlebt, ein Konzert in Leipzig konnte dann aber aufgrund schlechter Zuganbindungen und Bauarbeiten der Bahn nicht besucht werden. Schade eigentlich

Fazit: Im Prinzip führte dieses Album zu Unrecht ein Schattendasein. Viele Songs gefallen mir immer noch sehr, führen zu Ohrwürmen und guter Laune. Neben den ganzen Hitsingles wie „Paradise“, „Princess of China“ oder „Every Teardrop Is a Waterfall“ gibt es aber auch typische Coldplay-Songs wie „Up in Flames“, „Major Minus“, die an alte zeiten erinnern lassen. Ich werde daher mal zusehen, dass das Album auf meinem Auto-USB-Stick landet, sodass es wieder häufiger gehört wird. Vielleicht motiviert es mich dann ja, auch die anderen Coldplay-Alben wieder zu hören.

Ein lustiger Fakt noch zum Schluss: Will Champion – der Schlagzeuger von Coldplay hatte einst Unterricht bei Gary O’Toole.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Erste Eindrücke zu: Silent Cries And Mighty Echoes


Die Suche nach dem teutonischen Ethno-Prog geht weiter…



Leute, schaut mal womit ich meine exquisite Prog-Sammlung verfeinert habe – richtig, mit einem weiteren Album von Eloy. Ich hatte zuerst überlegt, welches der drei zur Whl ausstehenden Alben („Dawn“, „Silent Cries…“ oder „Live (1978)“) ich mir als nächstes anschaffen sollte, es blieb dann bei „Silent Cries And Mighty Echoes“. Ich hatte ehrlichgesagt keine Ahnung, was mich erwarten würde. Von „Ocean“, welches immer noch mit Begeisterung gelauscht wird, kannte ich diesen von Pink Floyd beeinflussten Musikstil und da im Name des hier besprochenen Albums sogar ein Song von den Floyds drinsteht, war ich umso mehr gespannt darauf, dieses Album zu hören. Man sollte wissen, dass ich neben unser aller Lieblingsband Genesis inzwischen auch viel von Pink Floyd kenne und so auch den typischen Stil der „70er-Floyds“. Insofern fällt es natürlich auch auf, wenn man von diesem Musikstil beeinflusst wird. . Aber immer der Reihe nach – ich möchte nicht gleich zum Beginn kritisch sein.

Leider kam heute die neue Scheibe immer noch nicht mit der Post. Hierzulande streiken die Leute von der Deutschen Post gerade. Dank Amazon konnte ich aber via „AudioRip“ schon ein paar Tage früher diesen unbekannten Klängen lauschen.





Und es beginnt ganz atmosphärisch mit „Astral Entrance“. Hatte ich nicht eben geschrieben, ich will nicht gleich anfangs kritisch werden? Ich höre hier sofort „Shine On you crazy Diamond Part I“ heraus. Naja, zumindest sind beide Stücke verblüffend ähnlich. Im Gegensatz zum besagten „Shine On…“ schafft es dieses Stück Musik von Eloy mich nicht vollständig zu überzeugen. Bei „Shine On you crazy Diamond Part I“ läuft es mir jedes Mal kalt den Rücken herunter, weil es einfach zeitlos, perfekt, elegant, größenwahnsinnig-architektonisch und kunstvoll ist. Jetzt versuchten Eloy nun auch so etwas „Ähnliches“ zu schaffen und produzierten im Ergebnis „Astral Entrance“. Zugegebenermaßen: Nett ist es ja, aber es berührt mich nicht sonderlich. Gottseidank wird es im zweiten Teil „Master of Sensation“ selbständiger, rockiger und klingt viel mehr nach Eloy. Die Kombination aus atmosphärischen Strophen und rockig-aggressiven Refrain sorgt für Abwechslung. Dazwischen findet man auch das eine oder andere aus „Ocean“ vertraute Mini-Moog-Solo. Obwohl die Musik großartig ist, nervt hier der stark akzentuierte Sprechgesang. Schön ist anders: „It is hier, it is nier, it is by ouer site…“. Wer singt das eigentlich? Matziol, Rosenthal oder Schmidtchen? Egal, obwohl der Anfang jetzt nicht das Gelbe vom Ei war, konnte sich der Song dann doch zum Positiven entwickeln. Kein Schlechter Song also.


Nach einem etwas holprigen Start folgt dann die spacig-abgefahrene „Apocalypse“ und Bornemanns vertraute Stimme singt uns wieder das anbrechende Ende der Welt vor. Auf einem abgefahrenen Instrumentalteil folgt dann aber ein recht „feminimer“ Teil – so will ich es mal bezeichnen. Die Gastsängerin Brigitte Witt nutz ihre Stimme ganz im Stil von „The Great Gig in the Sky“ als Instrument. Warum Eloy nun dieses Element unbedingt in dieses Album einbauten, können Eloy wohl nur selbst erklären. Wer Torrys Gesang auf „Great Gig…“ allerdings nicht sonderlich mochte und als Frauengekreische abtat, wird wohlmöglich mit der hier vorhandenen recht  netten Gesangseinlage mehr anfangen können.

Ich denke schon, dass „Great Gig…“ hier als Inspiration diente – gewisse Ähnlichkeiten sind vorhanden. Gottseidank haben Eloy nicht wie an manch anderen Stellen Pink Floyd gecovert. Insgesamt fügt sich Witts Gesang aber dann doch ganz stimmig ein. Zum Schluss wird es dann aber noch mal spaciger und atmosphärischer ehe der Song dann nach fast 15 Minuten zu Ende ist. Insgesamt eines der Highlights des Albums.



„Pilot To Paradise“ beginnt mit einem treibenden Beat und zeigt Klaus-Peter Matziols Können am Bass. Frank Bornemann singt wieder allerhand mystischen Kram über das Paradies, verschluckte Schlüssel und Lichter am Ende des Tunnels. Schmidtchens Keyboards prägen auch hier wieder deutlich das Stück, obwohl sich die Gitarre auch stellenweise durchsetzen darf. Zum Schluss wird’s wieder etwas rockiger. Natürlich darf auch hier das Eloy-typische Minimoog-Solo nicht fehlen ehe Bornemann an der E-Gitarre fast schon „hackett-artig“ das Lied zu Ende bringt. Insgesamt ist „Pilot To Paradise“ kein schlechtes Stück, aber leider bleibt der große Höhepunkt aus.


Das darauffolgende „De Labore Solis“ ist weitaus ruhiger und sehr keyboardbetont. Der Songtext ist mit seinen Blüten, Bienen, Prinzessin und Tänzen etwas zu sehr esoterisch. Man könnte es auch schnulzig nennen. Leider sorgt die recht langweilig-monotone Musik dafür, dass man sich gezwungen fühlt die Skip-Taste zu drücken. Ich kann mit diesem süßlichen Song leider wenig anfangen. Für mich der erste richtige Durchhänger. Gottseidank sind es nur knapp 5 Minuten, die zu ertragen sind.


Zum Schluss folgt dann das titelgebende Stück „Mighty Echoes“. Es fängt geheimnisvoll-interessant an, doch leider kann der anschließende Songteil nicht mehr das einhalten, was das Vorspiel verspricht. Ab dann wird’s nämlich etwas langweilig. Nur der abschließende Instrumentalteil mit einem recht gefälligen Gitarrensolo im Stil eines David Gilmour rettet das Stück dann doch vorm Untergang in die Belanglosigkeit. Das ist sehr schade, denn der Stil ist eigenständiger. Aber leider gelingt ihnen zum Ende des Albums kein ordentlicher Abschluss. Dabei könnte man durchaus noch mal ein Highlight wie „The Apocalypse“ oder „Atlantis' Agony“ vom Vorgängeralbum gebrauchen. Besser als der Song davor, ist „Mighty Echoes“ schon, aber ich hätte viel mehr vom letzten Song dieses an sich nichts schlechten Albums erwartet.


Leider konnten Eloy auf „Silent Cries And Mighty Echoes“ das hohe Niveau vom Vorgängeralbum „Ocean“ nicht durchweg halten. War der Vorgänger fast perfekt, so ziegen sich hier dann doch einige Schwächen. Da wäre zu allererst diese Pink Floyd-Manie. Warum nun „Astral Entrance“ eine „Shine On you crazy Diamond Part I“-Kopie sein muss und „Force Majeure“ – der letze Teil von „The Apocalyse“ an „The Great Gig…“ erinnert, versteh ich nicht so recht. Denn: Wie das Ende des Albums zeigt, können Eloy gekonnt gute Musik mit ihrem eigenen Stil komponieren ohne Teile von Pink Floyd zu klauen. Über den Namen des Albums an sich, lass ich mich an dieser Stelle mal nicht aus. Vielleicht ist es ja einfach ein Zufall. An manchen Stellen verlieren sich Eloy zu sehr – es klingt ein wenig uninspiriert. Leider ist der zweite Teil des Albums von dieser Tatsache stark betroffen. Besonders schlimm ist es bei „De Labore Solis“ – für mich das schwächste Lied des Albums. An anderer Stelle wiederum fehlt die nötige Kraft, um die geheimnisvoll-spacigen Texte mit der passenden, ebenbürtigen Musik umzusetzen. So bleibt ein gutes Album übrig, welches aber die eine oder andere Schwäche hat. Für mich sind das immer noch gute 11 Punkte.