Sonntag, 20. September 2015

Steve Hackett live in Hamburg (September 2015)


Acolyte To Wolflight with Genesis Revisited

Freitagnachmittag, ich sitze im Zug nach Hamburg, vor mir liegt eine mehr als vierstündige Fahrt mit verschiedenen Regionalbahnen und freue mich schon sehr auf das mir bevorstehende Konzert. Im Rahmen seiner Herbst-Tour 2015, die unter dem tollen Namen Acolyte To Wolflight with Genesis Revisited läuft, machte Steve Hackett auch am 11. September 2015 in der Hamburger Laeiszhalle halt. Als großer Hackett-Fan war meine Vorfreude entsprechend groß und fieberte schon Wochen vor dem Ereignis dem entgegen. Die Hamburger Laeiszhalle ist ein altes, traditionsreiches Konzerthaus. Mit einer prachtvollen Außerchitektur wirkt das Gebäude Johannes-Brahms-Platz eher wie ein Ort für Opern und Symphonien anstelle eines Rockkonzertes. Auch das Innere der Halle wirkte mit seinen roten Sitzen, der kunstvollen Gestaltung und einer großen Orgel sehr würdevoll und erhaben. Der große Saal nimmt über 2000 Zuschauerplätze auf, und ich war überrascht, dass der Saal an diesem Abend üppig gefüllt war – inklusive den Sitzen auf den oberen Rängen. An dieser Stelle möchte ich mich noch ein Mal beim Deutschen Genesis Fanclub it für die Ticketaktion bedanken, so bekamen wir Top-Sitzplätze. Die Bühne war recht überschaubar, nicht sehr groß und dadurch wirkte alles viel gemütlicher. Das Publikum wirkte vor dem Konzert sehr gefasst und man merkte nach Überschreiten der 20 Uhr-Marke regelrecht, wie die Spannung stieg.

DAS KONZERT

Um kurz nach 20 Uhr ging es dann auch los. Das Konzert dauerte gute 3 Stunden, inklusive einer 20 minütigen Pause. Die erste Hälfte bestand ausschließlich aus Hackett-Solosongs, nach der Pause wurde dann ein Genesis-Block gespielt. Die Setlist war dieselbe wie auch schon in Stockholm und bestand aus folgenden Songs:

Set 1:
Spectral Mornings
Out of the Body
Wolflight
Every Day
Love Song to a Vampire
The Wheel's Turning
The Steppes
Loving Sea
Star of Sirius
Ace of Wands
A Tower Struck Down
Clocks - The Angel of Mons
Shadow of the Hierophant (instrumental only)

Set 2:
Get 'em Out by Friday
Can-Utility and the Coastliners
After the Ordeal
The Cinema Show
Aisle of Plenty
Hairless Heart
The Lamb Lies Down on Broadway
The Musical Box

Encore:
Icarus Ascending
Firth of Fifth

Mir war die Setlist wage bekannt – das ließe sich dank meiner Neugierde doch nicht vermeiden, war aber des öfteren positiv überrascht, welche Songs Steve an diesem Abend spielte. Es war ein recht kontrastreiches Programm, bestehend aus intensiven und ruhigeren Songs. Alleine der Anfang war grandios. Schon zu Beginn spielte die Band den Klassiker Spectral Mornings – eine ungewöhnliche und mutige Wahl, denn dieses Instrumental dürfte *DAS* Hackett-Stück schlechthin sein. Ob dieses Stück als Opener gut geeignet ist oder nicht, ist sicher Ansichtssache. Dennoch war es ein wundervoller Start und sofort war die Gänsehaut bei mir da. Danach gab es mit Out of the Body und Wolflight zwei Songs seines aktuellen Albums und besonders hier war es interessant zu erfahren, wie diese neuen Songs live wirken. Erfreulicherweise ist zu sagen, dass diese ohnehin fantastischen Songs live noch mal ein ganzes Stück dazugewonnen haben. Anschließend begrüßte uns alle Steve in seiner gewohnt freundlichen und offenen Art. Mit EVERY DAY folgte dann ein weiterer Kracher. Da ich diesen Song liebe und schon unendliche Male gehört habe, war dies natürlich ein ganz besondere Moment für mich und sicher ein erstes Highlight. Auf hohem Niveau ging es dann weiter mit LOVESONG TO A VAMPIRE, welches mit seinen ausufernden Chören im Refrain einem „Court of the Crimson King“ nicht unähnlich ist. Es folgte dann The Wheel's Turning mit seinem ulkigen Anfang („There is no Schadenfreude here“). Auch dieser Song war live unglaublich gut. THE STEPPES von seinem 1980er Album Defektor folgte danach. Da dieses Stück durch seine tiefen Bässe der Basspedale lebt, vibrierte der Boden regelrecht – das war schon eine beeindruckende Präsentation. Bei LOVING SEA wurde es akustisch. Steve wechselte zur 12-saitigen Gitarre, Gary O’Toole kam von seinem Schlagzeug hervor und gesellte sich neben Steve auf die Bühne, wo er zusammen mit Rob Townsend für Percussions zuständig war – mal etwas anderes, aber sehr gut. Durch das geschickte Einstreuen solch ruhiger Song in mitten eines recht intensiven Programms, konnte sich das Publikum erholen und entspannen. Jedenfalls sorgte der Song für einen guten Kontrast. Nach diesem leichten Stück kam erstmals Nad Sylvan auf die Bühne und sang STAR OF SIRIUS, und hier konnte er sofort überzeugen. Er machte seine Sache gesanglich sehr gut und stand einem Phil Collins in nichts nach.

Zum Ende des ersten Blocks gab es noch einmal drei essentielle Stücke aus seinem Solowerk. Den Anfang machte hier ACE OF WANDS, welches ohne Vorankündigung direkt von STAR OF SIRIUS aus über ging. Dieses farbenfrohe Instrumental darf natürlich bei keinem Hackett-Konzert fehlen, und auch diese Mal war es ein echtes Highlight. Die Band uns Steve selbst zelebrierten diesen Song mit einer unglaublichen Lebensfreude, das es einfach Spaß macht, dem zuzuhören. Das anschließende Ticken der Uhren kündigte das dunkle, wuchtige CLOCKS an. Durch das Verwenden von reichlichen Mellotron-Streichern und Basspedalen, wird hier eine bedrohliche Stimmung erzeugt, welche sich dann schlagartig entlädt. Hervorzuheben ist hier wieder einmal Gary O’Toole, denn sein Drumsolo am Ende von CLOCKS ist grandios. Zum Schluss folgte dann noch der Instrumentalteil von SHADOW OF THE HIEROPHANT, und hier gab die Band noch mal alles. Großartig präsentierten uns die fünf Musiker dieses Stück und am man wollte man eigentlich, das es damit nicht aufhört. Nach diesen großartigen Stücken war man regelrecht außer Atem, aber auch sehr zufrieden, denn der erste Teil des Konzertes bot uns ein abwechslungsreiches Programm. Neben den fünf Stücken seines aktuellen Soloalbums Wolflight wurden die wichtigsten Stücke seines recht umfangreichen Oeuvres gespielt, sodass so gut wie jeder daran Gefallen gefunden heben darf.

Nach einer 20 minütigen Pause (die nach so einem umfassenden ersten Teil echt nötig war), fand sich die Band wieder auf der Bühne ein und präsentierte uns acht Stücke aus dem Genesis-Kosmos. Den Anfang machte hier Get 'Em Out By Friday. Das recht sperrige Stück überzeugte durch die vielen aufgeteilten Gesangparts, denn nicht nur Nad Sylvan, sondern auch Gary O’Toole und Steve Hackett selbst teilten sich hier den Gesang.
Erstes Highlight des zweiten Blocks war dann aber Can-Utility and the Coastliners – ein Song, welcher vielleicht wie kein anderer die Essenz von Genesis beinhaltet. Sofort war dieser Gänsehautmoment während des Instrumentalteils da, auch wenn das Mellotron vielleicht etwas zu leise war (später dazu mehr…). Das Stück konnte live überzeugen und wurde auch vom Publikum verdienterweise gebührend gewürdigt. Anschließend wurde es interessant….
Richtig gespannt war ich nämlich auf den Dreiteiler, bestehend aus AFTER THE ORDEAL, THE CINEMA SHOW und AISLE OF PLENTY. Ersteres wurde in einer erweiterten Version gespielt, als es auf Selling England by the Pound zu finden ist. Hier konnte Neuling Roine Stolt an der E-Gitarre mit einem schönen Solo brillieren und zeigen, dass auch er ein guter Gitarrist ist. Es folgte THE CINEMA SHOW, welches sich weitestgehend an das Original hielt. Tonys Synthie-Solo wurde von Roger King gespielt, mit Unterstützung von Rob Townsend an den Blasinstrumenten. Steve spielte Mike Rutherfords Rhythmusgitarren-Part, während Roine Stolt an der Doubleneck-Gitarre den Bass bediente. Auch hier war es schön Gary beim Schlagzeug-Spiel zuzusehen. Es ging nahtlos in AISLE OF PLENTY über, in welchem Nad Sylvan allerdings nicht wie im Original die skurrilen Supermarkt-Angebote sang. Man war dennoch gut unterhalten. Vielleicht hatte man THE CINEMA SHOW anders arrangieren können, sodass Tonys Soloteil am Synthesizer von Steve mit der Gitarre gespielt worden wäre, allerdings jammere ich jetzt auch auf extrem hohem Niveau. Für die nötige Verschnaufpause sorgt dann im zweiten Block dieses Mal HAIRLESS HEART von der „The Lamb…“ – ein wundervolles Kleinod, und es war mal spannend dieses Instrumental live zu erleben. Wir bleiben beim selben Genesis-Album denn nun folgt dessen Opener…
Über die Wahl von THE LAMB LIES DOWN ON BROADWAY lässt sich sicher streiten. Ich hatte den Eindruck, dass es nicht wirklich ins Set passte. Man hätte vielleicht dann doch einen Song nehmen sollen, wo es einen direkten Bezug zu Steve gibt, wie beispielsweise CARPET CRAWLERS oder FLY ON A WINDSHIELD. Dennoch wurde das Stück solide dargeboten. Anschließend folgte mit THE MUSICAL BOX dann ein Klassiker, ein richtiges Highlight. Auch hier wird wieder einmal gezeigt, wie wichtig die Rolle von Rob Townsend doch ist. Durch das Einstreuen der Blasinstrumente wird dem Song das nötige I-Tüpfelchen verpasst. Spätestens zum Ende des Songs hat die Stimmung im Saal ihren Maximalstand erreicht. Ich bin einfach nur begeistert von dieser Performance - THE MUSICAL BOX war wahrscheinlich DER Höhepunkt an diesem Abend. Die anschließenden Standing Ovations waren absolut berechtigt! Danach war der reguläre Teil des Konzertes vorbei. Die Band verlies die Bühne, aber nur vorzeitig….
Als Zugabe des Konzertes wurden noch ICARUS ASCENDING und FIRTH OF FIFTH gespielt. Über ersteres war man ja im Vorfeld schon informiert, dass es gespielt werden sollte. Alle Welt hat sich gefragt, wie dieses Juwel mit Nad Sylvans Stimme wohl klingen mag. Es ist natürlich schwer, jemanden wie Richie Havens zu ersetzten, aber ich bin der Meinung, dass sich diese Liveversion vom Original nicht verstecken muss. Bevor die Band dann wirklich die Bühne verließ, gab es mit FIRTH OF FIFTH noch ein letztes Highlight und auch bei diesem Song war die Stimmung einfach grandios. Sowohl Band, als auch Publikum waren zum Schluss sehr gut drauf. Das überragende Gitarrensolo war wie immer zum Niederknien und dürfte auch den letzten Nörgler zufriedengestellt haben. Anschließend war das Konzert dann wirklich zu Ende. Wie schnell doch so ein Abend voller Musik vorbei sein kann…

DIE BAND

Steve Hackett – electric and acoustic guitars, lead vocals and backing vocals
Roger King – keyboards,
programming
Rob Townsend – sax, flute,
tin whistle, clarinet, additional keyboards, percussions, backing vocals
Gary O'Toole – drums, percussions, vocals and backing vocals
Roine Stolt – bass guitar, double-neck guitar (12 string guitar and bass), electric guitar, backing vocals
Nad Sylvan – lead vocals, percussions

Die Band spielte an diesem Abend auf gewohnt hohem Niveau und war stets gut gelaunt. Steve Hackett wirkte wie immer stets freundlich, offen und dem Publikum zugewandt. Man merkt dem Altmeister einfach an, dass er Spaß an seiner Sache hat. Ab und zu sprach er zum Publikum, ließ aber ansonsten seine Gitarre sprechen. Seine Gitarrenkünste sind ohne Zweifel erhaben und er spielte an diesem Abend alle Songs mit einer Leidenschaft, die seinesgleichen sucht. Hervorzuheben seien da EVERY DAY, Love Song to a Vampire und SPECTRAL MORNINGS. Ein weiterer Musiker, der an diese Abend wahnsinnig viel Spaß gehabt haben dürfte, ist Gary O'Toole. Er machte seine Sache sehr gut, wirkte locker und lässig. Es hat einfach Spaß gemacht ihm zuzuschauen. Besonders SHADOW OF THE HIEROPHANT und das Drumsolo am Ende von CLOCKS machten deutlich, dass Gary ein Vollblutmusiker ist. Zu erwähnen sei auch die Rolle von Rob Townsend, der schon seit vielen Jahren dabei ist und zu einem essentiellen Bestandteil der Band wurde. Die Einbindung der verschiedenen Blasinstrumente gab den Songs das gewisse etwas. Aber auch Roger King an den Keyboards machte seine Arbeit wie gewohnt (wenn man von einem kurzen Verspieler bei FIRTH OF FIFTH absieht) sehr gut. Der Neuling in der Runde – Roine Stolt – wirkte manchmal etwas schüchtern und unsicher. Ich bin mir nicht sicher, ob er sich in der Rolle des Bassisten so richtig wohlfühlte. Man muss dazu aber auch sagen, dass es schwer ist, jemanden wie Nick Beggs zu ersetzten. Im zweiten Teil der Show kam Roine weit besser zur Geltung und wirkte in der Rolle des Mike Rutherford sicherer. Dennoch macht er insgesamt seine Sache gut. Mit dabei ist auch weiterhin Nad Sylvan. Er ist – man mag von ihm halten was man will – inzwischen schon ein integraler Bestandteil der Steve Hackett – Mannschaft geworden. Seine Interaktionen mit dem Publikum sowie kleine Details, wie z.B. die Percussions bei Can-Utility and the Coastliners machten ihn mir sehr sympathisch. Auch gesanglich konnte er überzeugen, auch wenn er an manchen Stellen etwas textunsicher war. Selbst das im Vorfeld angezweifelte ICARUS ASCENDING brachte Sylvan mit Bravour rüber.

DER SOUND

Der Sound war stets „fett“, besonders die Bässe kamen sehr gut rüber. Auch war das Konzert nicht zu laut, sodass man anschließen keine betäubten Ohren zu fürchten hatte. Allerdings war der Sound manchmal etwas zu breiig. Besonders die Keyboards kamen manchmal etwas wenig zur Geltung. Besonders auffällig war dies bei Can-Utility and the Coastliners, da gerade hier das Mellotron eine wichtige Rolle einnimmt. Auch hätte der Gesang etwas differenzierter sein können, er ging manchmal im Soundbrei etwas unter. Aber das ist sicher Lamentieren auf hohem Niveau, denn ansonsten gab es wenig zu bemängeln. Das Konzert soll ja selbst im Surround-Klang gespielt worden sein, wovon ich in der zweiten Reihe allerdings nicht allzu viel mitbekam, was aber auch nicht sonderlich schlimm war.

ZUSAMMENFASSUNG

Alles in Allem war es ein toller, abwechslungsreicher Abend. Meine doch recht hohen Erwartungen wurden zu keinem Zeitpunkt enttäuscht. Erstaunlicherweise verging die Zeit doch recht schnell und man mochte sich nach der Zugabe von der Band und Steve ungern trennen. Die symphytische Band verabschiedete sich dann unter großem Applaus und dann war das Konzert leider schon vorbei. Es war ein grandioses Ereignis, ein toller Abend! Welcher von den beiden Teilen jetzt besser war, lässt sich schwer einschätzen. Ich tendiere zum Hackett-Soloteil, da dort viele schöne Songs gespielt wurden, die ich einfach mag. Was soll ich noch groß sagen? Ich werde dieses Konzert jedenfalls noch lange in sehr guter Erinnerung behalten schwelgen… Danke Steve (und Band)!









Sonntag, 16. August 2015

Tony Banks - A Chord Too Far (4CD-Box, VÖ: Juli 2015)

Und da ist es endlich: „A Chord Too Far“ – die neue umfassende Werkschau des Genesis-Keyboarders Tony Banks. Der Titel des Albums ist ein Seitenhieb auf sich selbst, seine Pop-Songs waren immer ein Stück weit zu kompliziert um als Hit erfolgreich zu sein. Tony hat es immer geliebt seine vielen Akkordwechsel unterzubringen und mit Harmonien zu spielen, leider war dies auch der Hauptgrund, warum seine Solokarriere nicht dem Erfolg seiner Bandkollegen entsprach. 

Die ganze „Anthologie“ ist wunderbar gestaltet und enthält ein sehr schönes Booklet. Erwähnen sollte man auch das köstliche und zum Titel passende Albumcover von Fred Othon Aristidès, einem französischen Comiczeichner. Das Booklet ist schön gestaltet. Darin beschreibt Tony Banks jedes einzelne seiner Soloalben, chronologisch angeordnet, sodass man quasi die Informationen „aus erster Hand“ erhält. Großartig neue Informationen findet der eingefleischte Fan dort vielleicht nicht, dafür gibt es aber sehr viele Fotos, von denen zumindest ich noch nicht alle kannte. Das Set bietet fast vier Stunden Musik auf vier CDs – ich selbst hab schon tagelang nur noch seine Musik gehört und entdecke dadurch auch viele schon vergessene Songs wieder. Die Verarbeitung der Box selbst ist ganz ordentlich, nur bei den CDs hab ich manchmal Sorgen und Probleme diese ordentlich aus der Halterung herauszulösen oder wieder hineinzulegen. Wenn ich da an Pink Floyd’s P.U.L.S.E-DVD denke, wo ich jedes Mal Angst hatte, dass mir die Scheiben zerbrechen, wird mir ganz schwarz. Gottseidank geht es bei diesem Set aber leichter.

Über die Songauswahl lässt sich sicher streiten, so hätte ich zum Beispiel noch „Somebody Else's Dream“, „Charm“ und „Don't Turn Your Back on Me“ mit reingenommen und vielleicht den einen oder anderen Song weggelassen, ist aber eigentlich doch ganz gut gelungen. Letztendlich ist es ja Geschmackssache und Tony Banks höchstpersönlich hat ja die Songs ausgewählt. An die eigentümliche Reihenfolge musste ich mich auch erst einmal gewöhnen. Ich hatte mir seinerzeit selbst ein „Tony Banks - Best of“ gebastelt (nur 2 CDs) und dort die Songs nach den jeweiligen Alben genordet. Die neue Aufteilung führt aber unweigerlich, dass man die einzelnen Songs genauer betrachtet. Selbst der eingefleischte Fan kann somit wohlmöglich das eine oder andere neue Detail erkennen. Die vier CDs repräsentieren ja auch die doch recht große Bandbreite seines Soloschaffens.

Schon der Anfang der ersten CD klingt fantastisch: „Rebirth“ wirkt endlich druckvoller, sauberer und strahlender als jemals zuvor. Völlig unerwartet folgt darauf sofort „At the Edge of Night“ – einer meiner Lieblingsongs von „The Fugitive“. Auch dieser Song klingt deutlich besser als das Original. Allgemein lässt sich sagen, dass die Stücke von „The Fugitive“, „Bankstatement“ und „Soundtracks“ alle n weitaus besserklinge, einfach knackiger und frischer. Besonders bei den „Fugitive-Songs“ hat sich die Auffrisch-Kur doch sehr gelohnt. Da ich für den Fanclub seinerzeit eine Rezension über dieses Album verfasst habe, kannte ich diese Songs natürlich in und auswendig und hab sofort lauthals mitgesungen (die armen Nachbarn). Ich hab mich dann sehr gefreut, als ich „At the Edge of Night“; „Thirty Three's“ oder „This Love“ in dieser neuen Version gehört habe. Alles klingt viel kraftvoller. Aber auch eines meiner absoluten TB-Lieblingslieder schlechthin – „Lion of Symmetry“ – hat von dem Remixen sehr profitiert. Angehört und sofort war dieser Gänsehautmoment im Mittelteil wieder da. Für alle die diesen tollen Song mit Toyah (der Frau von Robert Fripp) noch nicht kennen sollten – sofort anhören! Jetzt jedes einzelne Lied hier durchzusprechen würde sicher den Rahmen sprengen, aber besonders erwähnenswert sind auch „The Border“, „Redwing“ (beide CD 2), sowie „Queen of Darkness“ von der dritten CD. Diese klingen endlich so wie ich haben möchte: kristallklar und druckvoll. Es ist fast so, als ob man eine Decke vor den Lautsprechern weggenommen hätte.
Ansonsten beinhaltet das Set alle „wichtigen“ Songs, die Tonys Soloschaffen so bietet: „An Island in the Darkness“, „Another Murder of a Day“, „After the Lie“, „You“, „Red Day on Blue Street“, „The Final Curtain“, „Lion of Symmetry“ sowie „The Border“. Die ersten zwei CDs repräsentieren den etwas komplexeren Anteil seines Soloschaffens, während die dritte CD mit Ausnahme von „You“ (eines seiner besten Songs, wohl auch der Beste seines ersten Soloalbums „A Curious Feeling“) seine Popsongs beinhaltet. Da Tony Banks im Laufe seiner Solokarriere mit einer beachtlichen Menge an Musikern zusammengearbeitet hat, finden sich im Rahmen dieser Werkschau die verschiedensten Sänger und Musiker. Bekannte Größen wie z.B. Nik Kershaw, Pino Palladino, Fish oder Toyah Willcox finden sich auf den Songs wieder. Dabei sind aber auch bekannte Gesichter wie Daryl Stuermer und Chester Thompson. Auf seinem Debüt sang der schottische Sänger Kim Beacon, beim darauffolgenden Album „The Fugitive“ entschied sich Banks dafür, seine Songs selbst einzusingen. Danach folgten Projekte mit verschiedenen Gastsängern („Bankstatement“ und „Still“), währen er bei seinem letzten Rockalbum, „Strictly Inc.“ von 1995 wieder wie bei seinem ersten Album auf einen Sänger setzte. Großartig sind die von Fish und Nik Kershaw gesungen Songs, aber auch seine eigene Stimme ist durchaus akzeptabel.

Die letzte CD beherbergt ausschließlich instrumentale Musik, unter anderem auch Stücke von seinem ersten eigen Filmmusikprojekt „The Wicket Lady“. Besonders interessant sind für mich die Demos sowie das unveröffentlichte „Poppet“ aus den „Still-Sessions“. Man kann auch gut nachvollziehen, wie „Spring Tide“ – eines meiner Lieblingskompostionen seiner klassischen Werke – entstand.

„A Chord Too Far“ ist der Startschuss zu einer großangelegten Wiederveröffentlichungs-Kampange von Esoteric Records. Das zu Cherry Red Records dazugehörige Label veröffentlicht viele Alben der Progressive Rock-Szene (unter anderem auch „Squackett mit Steve Hackett und dem inzwischen verstorbenen Chris Squire). Alle seine Studioalben sollen neu aufgelegt werden, remixt und zudem auch in einer 5.1-Version erscheinen. Die ersten Alben die erscheinen werden, sind „A Curious Feeling“, welches bereits 2009 in einer remixten Fassung erschien, und „The Fugitve“. Durch die im Rahmen dieser Anthologie beinhalteten Songs seines zweiten Albums wird man quasi schon „heiß“ auf das Erscheinen der neuen Fassung gemacht. Ich kann es selbst kaum erwarten.

A Chord Too Far“ ist eine wunderbare Gelegenheit das Soloschaffen von Tony Banks, für alle es noch nicht kannten, zu entdecken. Vielleicht findet der eine oder andere ja durchaus Gefallen an seine Kompositionen und wird neugierig auf seine anderen Alben. Und für die Fans, welche Tonys Solowerke kennen und auch lieben, macht man mit dieser Werkschau eine wahre Freude. Die remixten Songs, Demos und unveröffentlichten Songs sind schon alleine Grund genug für den Erwerb dieses Sets. Ich bin mit dieser Werkschau sehr zufrieden und verbrachte schon einige wunderschöne Stunden mit seiner Musik.

13 von 15 Punkten für diese Anthologie.

Donnerstag, 25. Juni 2015

Abgestaubt - In Vergessenheit geratene Alben wiederentdecken (Teil 1)



Coldplay - Mylo Xyloto

Das heute von mir hier vorgestellte Album heißt „Mylo Xyloto“ und ist von COLDPLAY – eine Band die ich mal sehr schätzte. Bis vor ca. 4-5 Jahren hörte ich noch intensiv ihre Alben. Ich kann mich noch ganz genau an das Erscheinen der Single „Paradise“ im Oktober 2011 erinnern, weil es damals ein sehr warmer Oktober war und ich hier oben an der Küste am Strand lag und von diesem Lied sehr beeindruckt war. Coldplay hörte man als Junge damals eigentlich nur um die Mädels zu beeindrucken: „Ooch Du magst auch Coldplay, ich liiebe diese Band …“. Man muss dem aber auch fairerweise ergänzen, dass ich Coldplay als Rockband in Erinnerung hatte, die zwar keinen harten Rock, aber dafür einen für mich damals interessanten Rock gespielt haben. Wie dem auch sei, mein Musikgeschmack hat sich in den letzten Jahren sehr geändert, Coldplay landeten daher leider ins Musikregal und wurden nur noch sehr selten angespielt. Lediglich bei unseren traditionellen Singstar-Abenden (machen wir schon seit fast 10 Jahren) lebt diese Band auf, weil ich dann immer vieles von den singe. Zurück zu „Mylo Xyloto“. Da der Vorgänger „Viva la vida or Death and all his Friends“ von mir sehr gefeiert wurde („Violet Hill“ ist bis heute mein Lieblingssong von Coldplay), war ich umso mehr auf  das neue Album gespannt. Schon alleine das Cover mit diesen lebensfrohen, bunten Farben erweckte mein Interesse. Neben „Paradise“ war auch schon lange vor dem Erscheinen des Albums die Hitsingle „Every Teardrop Is a Waterfall“ bekannt – ein nettes Poplied. 

„Mylo Xyloto“ ist übrigens ein Konzeptalbum. Es geht um die zwei Protagonisten „Mylo“ und „Xyloto“, welche sich ineinander verlieben. Klingt vielleicht zuerst etwas kitschig, das Album an such ist viel luftiger als man es sich vorstellen mag. Mitgewirkt daran hat auch ein gewisser Brian Eno, dessen Beitrag als „enoxification“ und „additional composition“ aufgelistet wird.
Das eigentliche Album beginnt mit einem luftigen und interessanten Instrumental, welches auch gleich „Mylo Xyloto“ heißt und nahtlos in den nächsten Song „Hurts Like Heaven“ übergeht. Der Song macht einfach Spaß, ist tanzbar und hat Ohrwurmpotenzial. Beide Songs zeichnen sich durch einen etwas asiatischen Sound aus, welcher auch noch öfters auf diesem Album anklingen wird. Danach folgt auch schon der erste Höhepunkt. „Paradise“ war dann damals die Hitsingle schlechthin und lange Zeit mein wirklicher Ohrwurm (was am recht einfachen Refrain liegt). Dieser breite Klangteppich, dieser Sound, die Chöre und diese ganze positive Aura haben mich damals schwer beeindruckt (am Sound hat Eno mitgewirkt). Noch heute bekomme ich von diesem atmosphärischen Intro eine Gänsehaut.  Am besten hört man sich das Lied sehr laut auf einer guten Soundanlage an, dann macht er umso mehr Spaß. Auch das dazugehörige Musikvideo mit dem Elephanten der aus London flieht war gut. Obwohl dieser Song im Prinzip durch die Technik künstlich aufgebläht wurde, war er einer meiner persönlichen Coldplay-Highlights. „Charlie Brown“ beginnt ähnlich interessant um dann in einen schönen Rocksong überzugehen. „Us Against the World“ ist dann die erste Coldplay-Schnulze des Albums und gefällt mir nicht so sehr, obwohl es ganz angenehm ausklingt. Das Album zeichnet sich auch durch viele kleine Instrumentale aus, die als Einleitung dienen. Kennen wir ja eh schon „The Lamb lies down on Broadway“ oder Pink Floyds „The Wall“. Durch diese kleinen Vorboten wirkt das Album einfach viel luftiger. „M.M.I.X.“ ist so ein Beispiel dafür, welches gekonnt als Einleitung für „Every Teardrop Is a Waterfall“ dient. Durch den wieder recht einfachen Refrain und der ganzen positiven Atmosphäre kann sich der Songs als schönen Popsong mit Ohrwurmqualitäten behaupten. Danach wird es angenehm dreckig mit „Major Minus“, eins meiner weiteren Highlights. Coldplay schwülsten ja gerne mal ein wenig rum, aber dieser Song ist ähnlich wie vielleicht „Violet Hill“ etwas rockiger. Gerne hätte ich davon mehr auf diesem Album gehabt. „Princess of China“ war ein weiterer Hit, bei dem Rihanna als Sängerin mitwirkte. Der Son zeichnet sich durch einen recht einfachen, singbaren Text und den elektronischen, stampfenden Sound aus. „Up in Flames“ ist dann typisch Coldplay: Keineswegs schmalzig, aber angenehm weich und wohltuend. Der letzte Verbund aus „A Hopeful Transmission“ und „Don't Let It Break Your Heart“ sorgt dann zum Schluss ähnlich wie die ersten zwei Songs für gute Laune. Das ganze Konzept des Albums basiert ja auf eine „Happy-End-Story“.

Nach knapp 40 Minuten ist das Album schon zu ende. Man fühlte sich fast durchgängig gut unterhalten. Das Album hat in meinen Augen fast kaum Aussetzer. Viele Songs sind atmosphärisch, sorgen für gute Laune und bereiten mir Freude. Gerne hätte ich damals auch ihre Tour zum Album miterlebt, ein Konzert in Leipzig konnte dann aber aufgrund schlechter Zuganbindungen und Bauarbeiten der Bahn nicht besucht werden. Schade eigentlich

Fazit: Im Prinzip führte dieses Album zu Unrecht ein Schattendasein. Viele Songs gefallen mir immer noch sehr, führen zu Ohrwürmen und guter Laune. Neben den ganzen Hitsingles wie „Paradise“, „Princess of China“ oder „Every Teardrop Is a Waterfall“ gibt es aber auch typische Coldplay-Songs wie „Up in Flames“, „Major Minus“, die an alte zeiten erinnern lassen. Ich werde daher mal zusehen, dass das Album auf meinem Auto-USB-Stick landet, sodass es wieder häufiger gehört wird. Vielleicht motiviert es mich dann ja, auch die anderen Coldplay-Alben wieder zu hören.

Ein lustiger Fakt noch zum Schluss: Will Champion – der Schlagzeuger von Coldplay hatte einst Unterricht bei Gary O’Toole.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Erste Eindrücke zu: Silent Cries And Mighty Echoes


Die Suche nach dem teutonischen Ethno-Prog geht weiter…



Leute, schaut mal womit ich meine exquisite Prog-Sammlung verfeinert habe – richtig, mit einem weiteren Album von Eloy. Ich hatte zuerst überlegt, welches der drei zur Whl ausstehenden Alben („Dawn“, „Silent Cries…“ oder „Live (1978)“) ich mir als nächstes anschaffen sollte, es blieb dann bei „Silent Cries And Mighty Echoes“. Ich hatte ehrlichgesagt keine Ahnung, was mich erwarten würde. Von „Ocean“, welches immer noch mit Begeisterung gelauscht wird, kannte ich diesen von Pink Floyd beeinflussten Musikstil und da im Name des hier besprochenen Albums sogar ein Song von den Floyds drinsteht, war ich umso mehr gespannt darauf, dieses Album zu hören. Man sollte wissen, dass ich neben unser aller Lieblingsband Genesis inzwischen auch viel von Pink Floyd kenne und so auch den typischen Stil der „70er-Floyds“. Insofern fällt es natürlich auch auf, wenn man von diesem Musikstil beeinflusst wird. . Aber immer der Reihe nach – ich möchte nicht gleich zum Beginn kritisch sein.

Leider kam heute die neue Scheibe immer noch nicht mit der Post. Hierzulande streiken die Leute von der Deutschen Post gerade. Dank Amazon konnte ich aber via „AudioRip“ schon ein paar Tage früher diesen unbekannten Klängen lauschen.





Und es beginnt ganz atmosphärisch mit „Astral Entrance“. Hatte ich nicht eben geschrieben, ich will nicht gleich anfangs kritisch werden? Ich höre hier sofort „Shine On you crazy Diamond Part I“ heraus. Naja, zumindest sind beide Stücke verblüffend ähnlich. Im Gegensatz zum besagten „Shine On…“ schafft es dieses Stück Musik von Eloy mich nicht vollständig zu überzeugen. Bei „Shine On you crazy Diamond Part I“ läuft es mir jedes Mal kalt den Rücken herunter, weil es einfach zeitlos, perfekt, elegant, größenwahnsinnig-architektonisch und kunstvoll ist. Jetzt versuchten Eloy nun auch so etwas „Ähnliches“ zu schaffen und produzierten im Ergebnis „Astral Entrance“. Zugegebenermaßen: Nett ist es ja, aber es berührt mich nicht sonderlich. Gottseidank wird es im zweiten Teil „Master of Sensation“ selbständiger, rockiger und klingt viel mehr nach Eloy. Die Kombination aus atmosphärischen Strophen und rockig-aggressiven Refrain sorgt für Abwechslung. Dazwischen findet man auch das eine oder andere aus „Ocean“ vertraute Mini-Moog-Solo. Obwohl die Musik großartig ist, nervt hier der stark akzentuierte Sprechgesang. Schön ist anders: „It is hier, it is nier, it is by ouer site…“. Wer singt das eigentlich? Matziol, Rosenthal oder Schmidtchen? Egal, obwohl der Anfang jetzt nicht das Gelbe vom Ei war, konnte sich der Song dann doch zum Positiven entwickeln. Kein Schlechter Song also.


Nach einem etwas holprigen Start folgt dann die spacig-abgefahrene „Apocalypse“ und Bornemanns vertraute Stimme singt uns wieder das anbrechende Ende der Welt vor. Auf einem abgefahrenen Instrumentalteil folgt dann aber ein recht „feminimer“ Teil – so will ich es mal bezeichnen. Die Gastsängerin Brigitte Witt nutz ihre Stimme ganz im Stil von „The Great Gig in the Sky“ als Instrument. Warum Eloy nun dieses Element unbedingt in dieses Album einbauten, können Eloy wohl nur selbst erklären. Wer Torrys Gesang auf „Great Gig…“ allerdings nicht sonderlich mochte und als Frauengekreische abtat, wird wohlmöglich mit der hier vorhandenen recht  netten Gesangseinlage mehr anfangen können.

Ich denke schon, dass „Great Gig…“ hier als Inspiration diente – gewisse Ähnlichkeiten sind vorhanden. Gottseidank haben Eloy nicht wie an manch anderen Stellen Pink Floyd gecovert. Insgesamt fügt sich Witts Gesang aber dann doch ganz stimmig ein. Zum Schluss wird es dann aber noch mal spaciger und atmosphärischer ehe der Song dann nach fast 15 Minuten zu Ende ist. Insgesamt eines der Highlights des Albums.



„Pilot To Paradise“ beginnt mit einem treibenden Beat und zeigt Klaus-Peter Matziols Können am Bass. Frank Bornemann singt wieder allerhand mystischen Kram über das Paradies, verschluckte Schlüssel und Lichter am Ende des Tunnels. Schmidtchens Keyboards prägen auch hier wieder deutlich das Stück, obwohl sich die Gitarre auch stellenweise durchsetzen darf. Zum Schluss wird’s wieder etwas rockiger. Natürlich darf auch hier das Eloy-typische Minimoog-Solo nicht fehlen ehe Bornemann an der E-Gitarre fast schon „hackett-artig“ das Lied zu Ende bringt. Insgesamt ist „Pilot To Paradise“ kein schlechtes Stück, aber leider bleibt der große Höhepunkt aus.


Das darauffolgende „De Labore Solis“ ist weitaus ruhiger und sehr keyboardbetont. Der Songtext ist mit seinen Blüten, Bienen, Prinzessin und Tänzen etwas zu sehr esoterisch. Man könnte es auch schnulzig nennen. Leider sorgt die recht langweilig-monotone Musik dafür, dass man sich gezwungen fühlt die Skip-Taste zu drücken. Ich kann mit diesem süßlichen Song leider wenig anfangen. Für mich der erste richtige Durchhänger. Gottseidank sind es nur knapp 5 Minuten, die zu ertragen sind.


Zum Schluss folgt dann das titelgebende Stück „Mighty Echoes“. Es fängt geheimnisvoll-interessant an, doch leider kann der anschließende Songteil nicht mehr das einhalten, was das Vorspiel verspricht. Ab dann wird’s nämlich etwas langweilig. Nur der abschließende Instrumentalteil mit einem recht gefälligen Gitarrensolo im Stil eines David Gilmour rettet das Stück dann doch vorm Untergang in die Belanglosigkeit. Das ist sehr schade, denn der Stil ist eigenständiger. Aber leider gelingt ihnen zum Ende des Albums kein ordentlicher Abschluss. Dabei könnte man durchaus noch mal ein Highlight wie „The Apocalypse“ oder „Atlantis' Agony“ vom Vorgängeralbum gebrauchen. Besser als der Song davor, ist „Mighty Echoes“ schon, aber ich hätte viel mehr vom letzten Song dieses an sich nichts schlechten Albums erwartet.


Leider konnten Eloy auf „Silent Cries And Mighty Echoes“ das hohe Niveau vom Vorgängeralbum „Ocean“ nicht durchweg halten. War der Vorgänger fast perfekt, so ziegen sich hier dann doch einige Schwächen. Da wäre zu allererst diese Pink Floyd-Manie. Warum nun „Astral Entrance“ eine „Shine On you crazy Diamond Part I“-Kopie sein muss und „Force Majeure“ – der letze Teil von „The Apocalyse“ an „The Great Gig…“ erinnert, versteh ich nicht so recht. Denn: Wie das Ende des Albums zeigt, können Eloy gekonnt gute Musik mit ihrem eigenen Stil komponieren ohne Teile von Pink Floyd zu klauen. Über den Namen des Albums an sich, lass ich mich an dieser Stelle mal nicht aus. Vielleicht ist es ja einfach ein Zufall. An manchen Stellen verlieren sich Eloy zu sehr – es klingt ein wenig uninspiriert. Leider ist der zweite Teil des Albums von dieser Tatsache stark betroffen. Besonders schlimm ist es bei „De Labore Solis“ – für mich das schwächste Lied des Albums. An anderer Stelle wiederum fehlt die nötige Kraft, um die geheimnisvoll-spacigen Texte mit der passenden, ebenbürtigen Musik umzusetzen. So bleibt ein gutes Album übrig, welches aber die eine oder andere Schwäche hat. Für mich sind das immer noch gute 11 Punkte.

Montag, 25. Mai 2015

Eloy und ihr erfolgreichstes Album „Ocean“


Teutonen-ProgRock für Einsteiger

Heute beschäftigen wir uns doch mal mit einer Band namens „Eloy“. Das „Eloy“ eine (west-)deutsche ProgRock-Band ist, wusste ich nicht, geschweige denn das es sie gibt, aber das was ich zu hören bekam hat mich richtig angesprochen: Es war der Song „Poseidon's Creation“ – ein mystisches und sehr mitreißendes Stück Musik. So kam es dazu, dass ich mir das dazugehörige Album „Ocean“ gekauft habe und seitdem intensiv höre. 



„Poseidon's Creation“ ist wunderschön: Da ist der melancholisch vorgetragene Gesang von Frank Bornemann (zum Gesang später mehr…), der breite Klangteppich von Detlev Schmidtchen oder das imposante Bassspiel von Klaus-Peter Matziol. Selten war ich von Anfang an so begeistert, wie beidiesem Song. Der kräftiger Start und das fast schon symphonische Ausklingen machen diesen Song zu einem echten Juwel. Man wird in mehr als 11 Minuten über die Liebe Poseidons zu Kleito weggerissen.
Das darauffolgende „Incarnation of the Logos“ wird von Schmidtchen’s Keyboards förmlich zugebuttert, eher dann ein spannender Instrumentalteil folgt. Das Basspiel ist auch hier sehr virtuos und zum Schluss gibt es wieder reichlich Chöre zu hören. Wie schon das erste Stück zuvor, ist auch „Incarnation of the Logos“ vom Sound her sehr symphonisch, man möchte sagen schon fast „New-Age“-artig. Schmidtchen, der zum Ende hin auch etwas singen darf, ist in seinem Gesang besser als der von Frank Bornemann.
Im darauffolgenden Song „Decay of the Logos“ wird man deutlich an Pink Floyd erinnert. Die ersten zwei Songs machten ja schon Andeutungen in die Richtung, aber spätestens ab hier ist klar, dass die Jungs von „Eloy“ damals wohl sehr von „Wish You Were Here“ und „Animals“ beeinflusst wurden. Die Keyboards von Richard Wright wurden hier fast 1:1 übetragen. Besonders das Streicherkeyboard von Solina und der Mini-Moog wurden auf „Ocean“ extensiv eingesetzt. Nach einer floydigen Einleitung wird es dann im Textteil deutlich rockiger, als es die ersten zwei Songs zuvor waren. Trotzallerdem bleibt die melancholische Grundstimmung auch hier erhalten. Zum Schluss folgt dann das viertelstündige „Atlantis' Agony“, welches erst mal gleich mit einem von Jürgen Rosenthal gesprochenen Epilog beginnt. Leider ist dieser ziemlich schräg, da das Englisch hier dermaßen deutsch ausgesprochen wird, sodass man den Epilog, der eigentlich warnend und bedrohlich wirken soll, nicht wirklich ernst nehmen kann. Rosenthal sollte mal lernen, wie man das „th“ richtig auspicht. Der eigentliche Song beginnt dann minutenlang mit einem sehr atmosphärischen Klangteppich, bestehend aus allerhand Keyboardsounds und eingestreuten Sätzen. Erst nach über 8 Minuten darf Bornemann dann über das Ende der Menschheit singen. Spätestens wenn man von Bonemann „It's light shines! Shine on!“ hört, wird auch hier eindeutig, welches Musikstück hier als Inspiration diente. Scheinen ja alle große Floyd-Fans gewesen zu sein. Zum Ende gibt es dann wieder einen Instrumentalteil, geprägt von Solina String Ensemble und Minimoog. Im Gegensatz zu Pink Floyd fehlt aber auf „Ocean“ ein David Gilmour - sprich die Gitarre. Wer keyboardlastigen New-Age-Prog mag, fühlt sich hier sicher gut aufgehoben.
Die Idee eines Konzeptalbums über die versunkene Stadt Atlantis finde ich sehr interessant. Text und Musik schaffen ein mystisches, atmosphärisches Epos, welches man nur als gelungen bezeichnen kann. Einziger Wehrmutstropfen: Der Gesang. Bonemann und Co. singen auf „Ocean“ ziemlich akzentuiert. Durch dieses Hannover-Englisch verlieren die an sich starken Songs etwas an Kraft. Gottseidank schafft es die Musik (fast immer) diese Defizite auszugleichen. So bleibt zum Ende ein sphärisches, melancholisches, eindrucksvolles Album übrig, welches mir bisher viel Freude bereitet hat. Von „Ocean“ soll es einen Nachfolger geben, ob dieser an das hier beschriebene Album herankommt weiß ich allerdings nicht. Ich kenne bisher aber auch nur dieses Album.

Ach ja: 13 von 15 Punkte.