Nightwish trifft auf
IONA
Auri ist ein Musikprojekt der beiden Nightwish-Musiker
Tuomas Holopainen und Troy Donockley zusammen mit der finnischen Sängerin Johanna
Kurkela. Holopainen und Donockley wurden während ihrer Tätigkeiten bei Nightwish
gute Freunde und stellten fest, dass man musikalisch auf derselben Wellenlänge
liegt. Man wollte gemeinsam Musik machen. Die Ideen für das Projekt sollen
schon 2011 entstanden sein. Zeit hatte man dafür allerdings erst vor ein paar
Jahren. Da nach dem Nightwish Album ENDLESS FORMS MOST BEAUTIFUL (2015) und der
dazugehörigen Tour genug Zeit vorhanden war, entschloss man sich das nun Projekt
anzugehen. Und so entstand AURI.
Als großer Fan der britischen Band IONA wurde ich auf das
Album und Projekt AURI aufmerksam. Troy Donockley hat auf den meisten Iona-Alben
mitgewirkt und war von 1995-2007 festes Mitglied bei Iona. Danach wechselte er
zu NIGHTWISH. Jene sind mir seit DARK PASSION PLAY (2007) ebenfalls ein
Begriff. Zudem höre ich von Zeit zu Zeit sehr gerne Symphonic-Metal und wurde
so zum Nightwish-Fan. Wenn man sich nun das Auri-Album anhört, merkt man
schnell, dass hier Nightwish auf Iona treffen. Doch dazu später mehr.
Das Projekt von Holopainen, Kurkela und Donockley nannte man
AURI. Als ich das las, war meine erste Reaktion, dass alle drei wohl zu viel
Patrick Rothfuss gelesen hätten (Auri ist ein Charakter aus den
Königsmörder-Chroniken). Tatsächlich basieren viele Texte des Albums auf den
Königsmörder-Chroniken von Rothfuss. Übrigens gab es schon auf ENDLESS FORMS
MOST BEAUTIFUL einen Song mit dem Titel Edema
Ruh. Wer die Königsmörder-Chroniken gelesen hat (großartige
Fantasy-Literatur), wird so manche Songtexte verstehen und Kvothe, Auri und Co
vor dem geistigen Auge sehen.
Das Album wurde 2018 veröffentlicht und enthält elf Songs,
die allesamt von Holopainen, Kurkela und Donockley geschrieben wurden:
1)
The Space Between
2)
I Hope Your World is Kind
3)
Skeleton Tree
4)
Desert Flower
5)
Night 13
6)
See"
7)
The Name of the Wind
8)
Aphrodite Rising
9)
Savant
10)
Underthing Solstice
11)
Them Thar Chanterelles
Musikalisch ist das Album hochinteressant. Allerdings gibt
es hier kein Symphonic-Metal zu hören – wer dachte, es würde wie Nightwish
klingen wird vielleicht enttäuscht sein. Das Album ist weitaus ruhiger, vielfach
von der keltischen Folkmusik inspiriert. Entsprechend gibt es viele
traditionelle Instrumente wie Uilleann Pipes, Whistles, Bodhrán (allessamt von
Troy Donockley gespielt) zu hören, die den Sound des Albums maßgeblich prägen. Daneben
gibt es aber auch rockige Passagen. Donockley bringt hier und da auch seine
E-Gitarre mit ein. Tuomas Holopainen spielt öfter Klavier anstelle von den
Nightwish-typischen pompösen Keyboards und fügt sich stets songdienlich ein. Die
Sängerin Johanna Kurkela hat eine schöne Stimme – sie ist zwar keine Joanne
Hogg (Sängerin von Iona) oder Tarja, kann aber doch auf ganzer Linie
überzeugen. Zudem spielt sie noch Violine auf dem Album.
Die Musik wird von mancher Seite als Progressive Folk
bezeichnet. Tatsächlich ist das gar nicht so weit hergeholt. Beim erstmaligen
Hören des Albums musste ich unweigerlich an Iona denken. Die machen Progressive
Celtic Rock. Im Gegensatz zu Iona fehlen aber auf dem Auri-Erstling manchmal
die emotionalen, proggigen Ausbrüche (ein Dave Bainbridge mit seiner E-Gitarre
würde das ganze sicher noch weiter veredeln).
Zurück zum Album: Ja, es klingt wie die ruhige Seite von
Iona, die auf Nightwish trifft. Nightwish haben sich ja selbst auch in diesen
Fahrwässern aufgehalten (man denke nur an den Song THE ISLANDER). Das liegt
wohl auch an Troy Donockley, der ja mit seinen Uilleann Pipes den Nightwish-Sound
erweitert hat. Dieser war wiederum, wie erwähnt, wiederum vorher bei Iona.
Gut, wir drehen uns im Kreis. Also: Auri klingt wie
Nightwish, die auf Iona treffen. Und um die ganze Sache noch witziger zu
machen, wirken auf dem Auri-Erstling die beiden Iona-Musiker Frank van Essen
(Drums, Percussion, Violine und Viola) und Phil Barker (Bass) mit. Die drei Auri-Musiker
benötigten zur Umsetzung des Albums eben noch weitere Instrumentalisten. Troy
Donockley bat daher seine zwei alten Iona-Freunde, auf dem Album als
Gastmusiker mitzuwirken. So schließt sich nun der Kreis. Daneben gibt es aber
noch ein paar weitere Gastmusiker.
Die Songs sind alle durchweg gut bis sehr gut – man kann das
Album an einem Stück durchhören und ist hinterher vollends glücklich. Es gibt
für mich keinen einzigen schwachen Song auf dem Album. Hören wir doch einmal
rein:
Alleine schon der erste Song THE SPACE BETWEEN ist ein
fantastischer Einstieg und zeigt, wohin die Reise geht. Assoziationen mit Mike
Oldfield und Iona treten sofort auf. Johanna Kurkela singt relaxt und doch
wundervoll.
Der nächste Song I HOPE YOUR WORLD IS KIND erinnert wiederum sehr
an Nightwish, nur viel ruhiger. SKELETON TREE ist dagegen wieder wilder,
schwundvoller und folkiger. Ein Song der Spaß macht und Ohrwurmpotential hat.
DESERT FLOWER ist wiederum viel ruhiger und echter Balsam
für die Seele! Troy Donockley und Johanna Kurkela singen im Duett und machen
diesen Song perfekt.
Ein erstes richtiges Highlight ist der Song NIGHT 13.
Zunächst sehr zurückgefahren und atmosphärisch nimmt das Lied immer mehr an
Fahrt auf und entlädt sich zum großartigen Finale. Dieser Song berührt mich
sehr. Kvothe und Patrick Rothfuss wären sicher sehr stolz.
Ich möchte jetzt an dieser Stelle nicht alle Songs
besprechen, kann sie aber allesamt sehr empfehlen. Das Album macht einfach Spaß
und bietet haufenweise Perlen, die man entdecken kann.
Dieses erste Album des Musikprojekts AURI ist wundervoll,
magisch, großartig. Ich könnte es stundenlang hören, vor allem den Song THE
SPACE BETWEEN. Der Nightwish- und Iona-Fan in mir freut sich zutiefst über das
Album und kann eine Fortsetzung dieses Projektes kaum erwarten.
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